Schweizer stimmen für Energiewende
58 Prozent für Atomausstieg, saubere Luft und Alternativenergien
Bern. Die Schweizer haben für eine schrittweise Abkehr von der Atomkraft und für einen Umstieg auf erneuerbare Energien gestimmt. Bei einem Referendum stimmte am Sonntag eine klare Mehrheit von 58,2 Prozent der Teilnehmer für eine entsprechende Vorlage der Regierung. Die Wahlbeteiligung lag lediglich bei 42,3 Prozent.
Das neue Energiegesetz sieht vor, die Versorgung bis zum Jahr 2050 nach und nach auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Die bereits bestehenden fünf Akw sollen so lange am Netz bleiben, wie ihre Sicherheit garantiert ist.
In der Volksabstimmung ging es um ein erstes Maßnahmenpaket zur Umsetzung der Energiestrategie. Damit sollen Öko-Energieträger wie Wasser, Sonne, Wind und Biomasse gezielt gefördert werden und der Energieverbrauch sinken.
Den Hochrechnungen zufolge stimmten lediglich drei Kantone gegen die Regierungsvorlage - Glarus, Aargau und Schwyz. Im bevölkerungsreichsten Kanton Zürich votierten fast 60 Prozent der Bürger für das Energiegesetz. In Genf lag die Zustimmungsrate bei mehr als 70 Prozent. Die Grüne Adèle Thorens Goumaz sprach im Sender RTS von einem »historischen Tag« für die Schweiz.
Die Schweiz hatte nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima im März 2011 grundsätzlich die Abschaltung der fünf Akw beschlossen. Die Volksabstimmung beantragt hat die rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei (SVP), die zwei Vertreter im siebenköpfigen Bundesrat stellt. Sie hält die Kosten des Atomausstiegs für zu hoch und befürchtet zudem Gefahren für die Energiesicherheit. Nach Angaben der SVP würde eine vollständige Umstellung auf Öko-Energie eine vierköpfige Schweizer Familie im Jahr umgerechnet rund 2900 Euro zusätzlich an Steuern kosten.
Das Bundesumweltministerium in Berlin begrüßte das Votum der Schweizer. Nun stehe fest, »dass keine neuen Akw in der Alpenrepublik mehr gebaut werden«, erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter. »Atomkraft ist auch in der Schweiz ein Auslaufmodell. Das ist ein starkes und zukunftsweisendes Signal für den gesamten Kontinent.«
Die bestehenden Kraftwerke sollen am Netz bleiben, so lange sie sicher sind. Eine Initiative der Grünen, die einen Ausstieg bis 2029 festschreiben wollten, hatten die Schweizer im vergangenen Herbst abgelehnt. Knapp 60 Prozent des Schweizer Stroms kommen schon aus nachhaltigen Quellen, überwiegend durch Wasserkraft. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.