Kirchentag glaubt an Sicherheit

Bis zu 2000 Polizisten sichern die Veranstaltung, zu der 200.000 Gäste erwartet werden

  • Marina Mai und Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei seiner Eröffnung am Mittwoch will der Evangelische Kirchentag der Opfer des jüngsten Anschlags in Großbritannien gedenken. »Wir werden die schrecklichen Ereignisse von Manchester in den Eröffnungsgottesdienst aufnehmen und für die Opfer beten«, sagte Kirchentagssprecherin Sirkka Jendis am Dienstag. Veranstalter und Polizei sehen nach dem Bombenanschlag in Manchester mit 22 Toten keine Notwendigkeit, das Sicherheitskonzept für den Evangelischen Kirchentag grundsätzlich in Frage zu stellen. »Unsere Sicherheitsüberlegungen sind gut und umfangreich«, sagte ein Sprecher der Organisatoren.

Konkret sollen zum Schutz der Veranstaltungen Betonpoller aufgestellt, Fahrzeuge als flexible Sperren eingesetzt sowie Taschenkontrollen und Videoüberwachung vorgenommen werden. An die 2000 Polizisten, teilweise auch aus anderen Bundesländern, werden am Donnerstag die Veranstaltung absichern, erklärte die Pressestelle der Berliner Polizei auf nd-Anfrage.

Am Eröffnungsabend sind Berliner und Gäste zu einem großen Straßenfest zwischen Reichstag, Gendarmenmarkt, Tiergarten und Bahnhof Friedrichstraße eingeladen. Es werden rund 140 000 Gäste erwartet. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz erwartet 200 000 Besucher. 6000 Menschen aus Kirchengemeinden der Region haben überwiegend ehrenamtlich das Programm vorbereitet, darunter auch zahlreiche Flüchtlinge, die in die Kirchengemeinden integriert sind. Der größte Teil der Veranstaltungen findet allerdings auf dem Messegelände unter dem Funkturm in Westend statt.

An rund 300 Ständen und auf zehn Bühnen gibt es Konzerte, kulinarische Angebote und Mitmachaktionen. Höhepunkte sind die Auftritte von Omer Klein und Max Giesinger, einen Spreewaldchor, der zu wendischen Mitmachtänzen einlädt sowie eine Pferdeprozession. Mehrere Pferde werden dabei einen Planwagen mit einem Glockenturm über die Linden führen. Begleitet wird das Gespann von Spreewälder Osterreitern und einer Postkutsche mit Bläserchor.

Das Kirchentagsmotto »Du siehst mich« wird auf dem Straßenfest umgesetzt. »An rund 40 Inseln der Begegnung können Menschen durch vorbereitete Fragen miteinander ins Gespräch kommen und mehr übereinander erfahren. Wer mitmacht, kann sich dabei Spielkarten mit Emojis verdienen«, sagt Arlett Rumpff vom Veranstalter. »Die Spielkarten - eine einfache, aber charmante Art, Emotionen auszudrücken oder zuzusprechen - können überall an diesem Abend gesammelt oder getauscht werden«, erklärt Rumpff.

Höhepunkt des Kirchentages ist sicher die Diskussion zwischen dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag um 11 Uhr vor dem Brandenburger Tor. Sie diskutieren über das Thema »Engagiert Demokratie gestalten: Zuhause und in der Welt Verantwortung übernehmen«. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos. Besucher werden sich zahlreicher Sicherheitskontrollen unterziehen müssen. Die Organisatoren empfehlen, mindestens 30 Minuten vor Beginn am Ort zu sein.

Bereits um 9.30 Uhr diskutieren Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au und Kultursenator Klaus Lederer (LINKE) am Brandenburger Tor über die Bibel. Eine Kirchentagssprecherin sagt: »Handtaschen und kleine Rucksäcke sind erlaubt. Versuchen Sie aber, möglichst darauf zu verzichten, um Kontrollen zu erleichtern.« Am Samstag wird im Olympiastadion auch das DFB-Pokalfinale ausgetragen. »Am Wochenende wird Berlin rappelvoll, ist fast zu 100 Prozent ausgebucht«, sagte der Chef des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes, Thomas Lengfelder, »Spreeradio«. Der ADAC warnt vor großen Behinderungen und Staus auf den Autobahnen Richtung Ostsee, aber auch auf jenen in den Süden. Die S-Bahn und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) rechnen mit täglich über 200 000 zusätzlichen Fahrgästen, geben aber an, gerüstet zu sein. Angesichts der knappen Fahrzeugreserve bei beiden Unternehmen und den vermehrten technischen Störungen der letzten Tage bei der S-Bahn sollte man auf Ausfälle gefasst sein.

www.kirchentag.de

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