Von nun an geht es immer bergab

Aus dem Tagebuch der Expeditionsteilnehmer durch Grönland

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 6 Min.

9.5.:
Endlich sind wir unterwegs. Wir haben Kangerlussuaq verlassen. Das Team, das von Bard Helge und Sebastian begleitet wird, besteht aus Rob, Ginny, Kieran, Andre, Robby und Jose. Es läuft sich nicht leicht, die Oberfläche ist hart, der Schnee nass und schwer. Dafür aber wurden wir mit einem klaren Himmel und viel Sonne entschädigt. Am Nachmittag feierten wir Andres Geburtstag.


10.5.:
Schöner und sonniger Tag, gut wieder auf den Skiern zu sein. 26 Kilometer geschafft


11.5.:
Noch schön und sonnig hier oben in der Arktis. Wieder 26 Kilometer geschafft. Jetzt sind wir im Lager, müde und hungrig, aber glücklich.


12.5.:
Sonnig und warm, etwas Wind. Heute packten wir unsere Wanderschuhe in die Pulkas und stiegen auf Ski um. 26 Kilometer zurückgelegt.


13.5.:
Heute haben wir 17,5 Kilometer geschafft. Das Team ruht sich nun aus, morgen früh müssen wir 6 Uhr los.


14.5.:
Die Wolken haben sich verzogen, wir haben klare Sicht. Wir haben jetzt das Plateau erreicht. Heute sind wir über den Gletscherspiegel an der Westküste gegangen und haben unseren Rastplatz nach 19 Kilometern auf 1270 m ü.M. erreicht. Alles sind glücklich und bereit für den weiteren Weg.


15.5.:
Schöner Sonnenschein den ganzen Tag. Aber ein kalter Wind nimmt uns viel Energie. Es geht viel bergauf, insgesamt sind wir 200 Höhenmeter gestiegen. Langsam hat sich auch Routine beim Zeltaufbau eingestellt. Es war ein guter, aber schwerer Tag. 21.6 km geschafft.


16.5.:
Wir gingen über einen weißen Teppich voller Diamanten. Was für ein großer Tag bei perfektem Wetter und fast Windstille. Die Stimmung ist bestens. In den nächsten Tagen werden wir die Teammitglieder vorstellen, als ersten Rob McDonald. Er ist Geologe und Abenteurer. Wir haben uns entschlossen, ihn »Pfeil« zu nennen, denn er hat die Fähigkeit, exakt auf der Kompasslinie zu gehen. Großartig, dich im Team zu haben, Rob.


17.5.:
Heute war Norwegischer Nationalfeiertag, wir haben die norwegische Flagge gehisst.


18.5.:
Alles in Ordnung. Wir haben das Lager heute eine Stunde früher erreicht. Wind und weicher Schnee, 17,5 km gelaufen, noch 26 km bis zur nächsten Landmarke.


19.5.:
Teammitglied des Tages ist Andre Kriebel. Er ist Deutscher, lebt aber seit vielen Jahren in Norwegen, wo er ein eigenes Unternehmen führt. Er ist ein wirklicher Abenteurer, war sogar schon am Südpol. Er steckt das Team mit seinem Lachen an und hilft immer gern in allen Situationen. Ein super Teamkollege.


20.5.:
Heute haben uns Wind und Schneefall begleitet, es war warm, so dass wir nur schwer im pappigen Schnee vorrankamen. Wir beschlossen deshalb, zu rasten und auf besseres Wetter zu hoffen. 17,5 km schafften wir.
Teammitglied des Tages ist Jose. Er ist aus Portugal und arbeitet als Skilehrer, wenn er nicht gerade auf großer Abenteuertour unterwegs ist. Er hat schon 8000er Gipfel bestiegen und ist über Ozeane geschippert. Ein echter Abenteurer mit viel Erfahrng und Humor, der sehr wertvoll für das Team ist.


21.5.:
Heute war unser bisher längster Tag. Er begann schwer, klebrigen Skiern und Schneefall. Aber kurz vor Mitttag änderten sich die Bedingungen, es wurde ein schöner Nachmittag. Wir schafften 27 km.
Teammitglied des Tages ist Kieran King, ein 30-Jähriger aus Großbritannien, der als Notfall-Leiter bei »Save the Children« arbeitet, aber davon träumt, einen eigenen Kebab-Laden zu eröffnen. Er ist ein sehr starker Typ und liebt herausfordernde Situationen, was für eine so anspruchsvolle Skitour von Nutzen ist.


22.5.:
Heute morgen begannen wir, den Gipfel zu erstürmen. Noch rund 100 km sind es bis zum nächsten großen Ziel unserer Expedition. Das Wetter war heute warm, bewölkt und etwas Sonne. 23,5 km geschafft
Teammitglied des Tages ist Ginny. Sie kommt aus Wales und lebt seit kurzem in Norwegen, wo sie auf einer Husky Farm gearbeitet hat. Sie liebt es, um die Welt zu reisen und sucht Abenteuer aller Art. Sie ist unglaublich stark und immer bester Laune. Ihr ansteckendes Lachen und ihre ausgeglichene Art wirken sich gut auf das gesamte Team aus.


23.5.:
Wir haben die Radarstation erreicht. Heute sind wir nicht unterwegs gewesen, es war ein Ruhetag für alle. Wir haben den ganzen Tag geschlafen, gegessen, uns ausgeruht und die alte amerikanische Radarstation erkundet.
Teammitglied des Tages ist Piotr aus Polen. Er arbeitet als Chemieingenieur. Seit den 1970er Jahren ist er auch professioneller Bergsteiger, hat viele 8000er erklommen. Ein Mann mit großem Wissen über die Natur, und ein Mann, der immer einen Witz auf Lager hat. Es ist ein Vergnügen, ihn als Teamkollegen zu haben.


24.5.:
Wir sind mit klarem Himmel und schönem, glitzernden Schnee aufgewacht. Von Tag zu Tag werden wir routinierter, schafften heute 24 Km und waren früher im Camp als erwartet.
Teammitglied des Tages ist Robby Clemens, alias »der deutsche Forrest Gump«, alias »Yeti«. Er war vom ersten Tag an ein Glück für das Team und ist immer für einen Spaß zu haben. Er ist dabei, das Abenteuer seines Lebens zu bestreiten, er will vom Nordpol zum Südpol zu Fuß laufen. Es ist großartig, dich im Team zu wissen, und wir alle spenden dir Beifall.


25.5.:
Heute wachten wir mit Sonnenschein und Wind von 8m/s auf. Wirklich gute Bedingungen zum Skifahren. In 8,5 Stunden effektivem Skifahren legten wir 25 km zurück. Nur noch 50 Kilometer bis zum Gipfel, also dem Punkt, von dem es bergab geht. Das ganze Team zeigt Kraft und Vertrauen, die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist gut.
Teammitglied des Tages ist Sebastian, einer der beiden Guides der Tour. Er kommt aus Oslo in Norwegen, ist 29 jahre alt. Er ist ein erfahrener Gletscherführer und wurde im Sinne der norwegischen Lebenskultur »Friluftsliv« (bedeutet soviel, wie immer an der frischen Luft sein. H.D.) erzogen. Er hat auch Schreiner gelernt und ist deshalb der Handwerker im Team. Ein super zuverlässiger Guide.


26.5.:
Das Wetter ist gut, fast kein Wind, wenig bewölkt und gute Sicht. 24 km geschafft, wir nähern uns dem Gipfel. Bald haben wir die Westseite des Gletschers geschafft, können die Ostseite hinunterfahren.


27.5.:
Der Tag begann nicht so gut, doch dann klarte es auf und wir erlebten einen schönen Regenbogen. Wir haben den Gipfel erreicht, er ist ein großes Plateau. Wie toll, endlich zu fühlen, dass der schwere Pulka ein bisschen von selbst rutscht, obwohl das Gelände immer noch ziemlich flach ist.
Wir haben fast vergessen, unser letztes Teammitglied vorzustellen: Bard Helge Strand. Er ist aus Snasa und 30 Jahre alt, unser Teamleiter. Wie Sebastian an der frischen Luft erzogen, er studiert und arbeitet auch in der norwegischen Armee. Er ist ein toller Kerl und wirklich ein lustiger Typ. Seine Lebensmaxime: »Lieber ein lebender Esel als ein toter Löwe!«


28.5.:
Gipfelabwärts geht es in Wellen, aber definitiv hinunter. Es hat in der Nacht geschneit, aber es wehte kein Wind, so dass wir etwas Pulverschnee hatten. 24,5 km geschafft, großer Jubel, alles gut.


29.5.:
Heute war ein schöner Tag, wir liefen 26 km bei teilweise bewölktem und warmen Wetter. Highlight des Tages waren Fuchsspuren im Schnee, die von Norden nach Süden verliefen. Wir sind immer noch hoch auf dem Gletscher.


30.5.:
Der Tag begann grau, aber die Sonne kam bald heraus. Bis zum Mittag stiegen die Temperaturen, was die Skier stumpf machte, später kühlte es ab, die Bedingungen wurden besser. 25,6 km geschafft.

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