Mehr Beschwerden über Behandlungsfehler
Medizinischer Dienst der Krankenkassen fordert eine Meldepflicht, um die Sicherheit zu erhöhen und die Dunkelziffer einzudämmen
Berlin. Die Zahl der bei den gesetzlichen Krankenkassen eingegangenen Patientenbeschwerden über Behandlungsfehler ist gestiegen. 2016 prüften die Gutachter 15 094 Vorwürfe, wie der Medizinische Dienst des Kassenspitzenverbands (MDS) am Dienstag mitteilte. Das waren etwa 270 Fälle mehr als 2015. Bei 4072 Fällen bestätigten die Gutachter einen Fehler. 3564 Mal führte der Fehler zu einem Schaden beim Patienten. Diese Zahlen sanken gegenüber 2015 leicht.
»Leider bedeutet das noch nicht, dass sich das Risiko, einen Behandlungsfehler zu erleiden, generell verringert hätte«, sagte Stefan Gronemeyer, MDS-Vizegeschäftsführer. Daten zu Behandlungsfehlern lägen in Deutschland nur punktuell vor, weshalb sich »auch das Gefährdungsrisiko nicht beziffern« lasse. Gronemeyer forderte eine Meldepflicht für Behandlungsfehler ähnlich wie in Großbritannien. Die wäre ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit.
Neben den Krankenkassen erfassen auch Gerichte, Haftpflichtversicherer sowie die Ärztekammern Vorwürfe zu mutmaßlichen Behandlungsfehlern. Die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern prüften 2016 über 11 500 Patientenbeschwerden und bestätigten 2245 Behandlungsfehler.
In der aktuellen Statistik der Krankenkassen bezog sich ein Drittel aller Vorwürfe auf das Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie. Zwölf Prozent der Beschwerden betrafen innere Medizin und Allgemeinmedizin, jeweils weitere neun Prozent Allgemeinchirurgie und Zahnmedizin, sieben Prozent die Frauenheilkunde und vier Prozent die Pflege.
Max Skorning, Leiter Patientensicherheit beim MDS, forderte eine systematische Fehleranalyse. Es sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Für eine bessere Prävention seien Informationen über Fehler nötig, die einerseits besonders schwer, andererseits aber vermeidbar seien. Dies seien etwa nach der Operation verbliebene Tupfer oder die Verwechslung von Blutkonserven. So etwas zeige einen Sicherheitsmangel im System an, so der Experte. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.