Sechs Monate nach Anschlag an Breitscheidplatz

Am 19. Dezember tötete der islamistische Attentäter Anis Amri an der Gedächtniskirche zwölf Menschen

  • Jutta Schütz
  • Lesedauer: 2 Min.

Knapp sechs Monate nach dem Berliner Terroranschlag am Breitscheidplatz werden noch bis zu zwölf Verletzte in Krankenhäusern, Tageskliniken oder Reha-Einrichtungen behandelt. Das teilte der Opferbeauftragte Kurt Beck auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Zahl ändere sich ständig. Einige der Betroffenen seien zwar wieder zu Hause gewesen, müssten dann aber erneut stationär betreut werden. Andere hätten sich erst später melden können. Die Bundesregierung hatte den früheren rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten als zentralen Ansprechpartner für Opfer und Hinterbliebene benannt.

Dem Berliner Senat ist dagegen nicht bekannt, ob noch Verletzte in Krankenhäusern liegen. Es gebe keine Rechtsgrundlage, um das zu erfragen, hieß es in der Gesundheitsverwaltung. Zudem müssten der Persönlichkeits- und der Datenschutz beachtet werden. Auch die Senatskanzlei und die Innenverwaltung hatten keine Informationen.

Bei dem Anschlag am 19. Dezember war der islamistische Attentäter Anis Amri mit einem gekaperten Sattelschlepper auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast. Zwölf Menschen starben. Knapp 70 Menschen waren verletzt worden, etliche davon sehr schwer. Italienische Polizisten erschossen den Attentäter schließlich in der Nähe von Mailand auf der Flucht.

Der Opferbeauftragte für Berlin, Roland Weber, sagte, die Behörden seien auf ein solches Ereignis strukturell nicht vorbereitet gewesen. Bislang mussten demnach alle Informationen von verschiedenen Stellen mühsam zusammengetragen werden. Nun zeichne sich ab, dass eine zentrale Anlaufstelle auf Landesebene für den Krisenfall eingerichtet werden soll. Damit könnten Angehörige und Verletzte schneller erreicht und Hilfen besser koordiniert werden.

Die Berliner Regierungsfraktionen von SPD, LINKEN und Grünen forderten in einem Antrag an das Abgeordnetenhaus eine solche Anlaufstelle sowie eine bessere Terrorabwehr. Zu hören war, dass das Parlament noch vor der Sommerpause darüber entscheiden könnte. Ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung betonte, Berlin sei die einzige deutsche Stadt, in der es überraschende Notfallübungen mit Krankenhäusern gebe. Die Verwaltung sei dafür zuständig, dass Kliniken für einen Terrorfall gewappnet seien. Aus der Innenverwaltung hieß es, Berlin wolle bei der nächsten Innenministerkonferenz mit den anderen Bundesländern und dem Bund über einen verstärkten Opferschutz und die Betreuung von Angehörigen beraten. Nach Becks Angaben wurden bislang zwischen 800 000 Euro und einer Million Euro Direkthilfen aus unterschiedlichen Fonds an Betroffene gezahlt. dpa/nd

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