Allianz der alten Krieger
Einstige Chefs der UCK treten zusammen bei Wahlen im Kosovo an
Ausgerechnet ein Mann, der zwei Mal vor dem UN-Kriegsverbrecher-Tribunal stand, hat als Spitzenkandidat einer Dreiparteienkoalition bei der Parlamentswahl am Sonntag im Kosovo die besten Aussichten, neuer Premier des gebeutelten Staatenneulings zu werden. Sein Name: Ramush Haradinaj. Er war schon einmal Premier - und vor allem Kommandant der Befreiungsarmee UCK.
Es ist eine Allianz von vertrauten, sich nicht gewogenen UCK-Veteranen, die nach dem Misstrauensvotum gegen den glücklosen Premier Isa Mustafa (LDK) Mitte Mai die Kräfte bündelten. Die PDK von Staatschef Hashim Thaci wird inzwischen von Kadri Veseli geführt, dem Ex-Chef des berüchtigten UCK-Geheimdienstes SHIK. Dessen Schergen sollen nach dem Kosovo-Krieg Politiker der rivalisierenden LDK liquidiert haben.
Doch es scheint weniger die gemeinsame UCK-Vergangenheit als gemeinsame Interessen, die die drei Parteiführer zu ihrem Zweckbündnis bewogen haben. Die PDK habe Angst, ihre Position als stärkste Kraft zu verlieren, da sie ein Bündnis ihres bisherigen Koalitionspartners LDK mit der linksnationalistischen Vetevendosje (»Selbstbestimmung«) fürchte, sagt in Pristina Parim Olluri, der Direktor des Online-Portals »Insajderi«. Für Haradinaj sei die Wahl vermutlich die letzte Chance, noch einmal Premier zu werden: »In vier Jahren dürfte sein Ruhm als früherer UCK-Kommandant endgültig verblasst sein.«
Während einer Wahlkampfrede in Lipjan erwähnt Haradinaj das von ihm im Stimmenstreit gerne als »Feind« geschmähte Serbien genauso wenig wie den Krieg. Dafür gelobt er einen Neubeginn für sein Land, den Kampf gegen Korruption, die Ankurbelung der Wirtschaft und den Aufbau von Kosovo-Streitkräften: »Wir benötigen eine Armee, um im eigenen Land sicher zu sein.«
Ob LDK, PDK oder AAK - »das sind doch alles dieselben«, schnaubt in der nahen Komandant-Kumanova-Straße ein Fahrradmechaniker. 150 Euro betrage sein Monatslohn, »wenn ich kein Geld mehr habe, verkaufe ich mein Blut«: »Hier ändert sich nichts. Ich werde niemals mehr wählen.« Auch ein zum Bus hastender Familienvater winkt ab. Mit 200 Euro im Monat habe er seine vierköpfige Familie durchzubringen, erzählt er. Seit der Unabhängigkeit 2008 habe sich für die Kosovaren kaum etwas verbessert: »Wir sind nun frei. Aber was ist das für eine Unabhängigkeit, wenn man nicht einmal seine Kinder versorgen kann?«
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