Popular-Mitarbeiter mehrfach gebeutelt
Mitarbeiter der spanischen Pleitebank haben viel Geld mit Aktien verloren und fürchten nun um ihre Jobs
Die Bankenkrise ist zurück in Spanien und hat mit der Banco Popular Español diese Woche ein neues Opfer gefunden. Die große Santander Bank wird nun die sechstgrößte Popular für einen symbolischen Euro übernehmen. Da hierbei erstmals Richtlinien zur Bankenabwicklung angewandt werden, verlieren die Aktionäre ihr angelegtes Geld. Darunter befinden sich auch viele Beschäftigte der Bank, die zudem um ihren Job bangen müssen. Wie die spanische Zeitung »Expansion« am Freitag berichtete, sollen bei der Übernahme erneut rund 3000 Stellen wegfallen. Dass es dabei bleibt bezweifeln allerdings viele, obwohl versucht wird, die knapp 12 000 Mitarbeiter zu beruhigen. Doch die wollen ihren Chefs, den Aufsichtsbehörden und der Regierung nichts mehr glauben.
Gewerkschaften verweisen darauf, dass bei der Popular ohnehin schon 2600 Stellen gestrichen wurden. Nach der Zusammenlegung gibt es aber im Kerngeschäft und im Filialnetz massive Überschneidungen mit der Santander. Deshalb wird befürchtet, dass die Mitarbeiter erneut »die Rechnung bezahlen« sollen. Das erklärt der Sprecher des Finanzsektors der spanischen Gewerkschaft UGT, Roberto Tornamira. Er wirft dem Popular-Management vor, »eine bedeutsame Bank durch Fahrlässigkeit ruiniert« zu haben.
Die Gewerkschaften fordern Jobgarantien von der Santander. Doch sie wissen auch, dass die Großbank zuletzt auch bei sich selbst 2500 Stellen gestrichen hat. Wird erneut die Schere bei den Kosten angesetzt, wird es wohl besonders Mitarbeiter der abgestürzten Popular treffen. Und da viele von ihnen im vergangenen Jahr zur Stützung ihres Arbeitgebers bei der Kapitalerhöhung Aktien gekauft hatten, sehen sie zudem von ihrem Geld nicht viel wieder. Hinzu kommt, dass sie oft bei Angehörigen, Freunden und Bekannten dafür geworben hatten, Anteile an der Bank zu kaufen, die nun völlig wertlos sind.
Angestellte, Gewerkschaften und Anleger sind sich einig, dass die Bankführung die reale Lage der Bank verschleiert habe. Den Vertretern der Beschäftigten wurde auf verschiedenen Treffen verschwiegen, wie dramatisch die Situation wirklich war. Und kürzlich hatte sogar der rechte Wirtschaftsminister Luis de Guindos noch erklärt, die Bank sei »solvent«. Die Kapitalausstattung läge über den »Mindestanforderungen«, behauptete er in Bezug auf die Bankenaufsicht.
Deshalb spricht einer der zahllosen Kleinanleger der Bank inzwischen von einem »institutionellen Raub«. Im letzten Bericht der Popular habe die Bank erklärt, den europäischen »Stresstest« bestanden und unter »ständiger Aufsicht« gestanden zu haben, führt Javier Valverde aus. Vergangenen Mittwoch sei aber ohne jede Mitteilung entschieden worden, dass die Bank keine elf Milliarden Euro mehr wert sei, sondern im Gegenteil bis zu acht Milliarden an Kosten verursachen könne. »Das ist eine Differenz von 19 Milliarden«. Auf Kosten von fast 300 000 Kleinanlegern mit Aktienpaketen im Wert von unter 20 000 Euro sei die Popular an die Santander verschenkt worden. Er habe die reale Lage nicht überschauen können und beklagt eine fehlende Aufsicht.
Deshalb wird längst gegen die Bank geklagt, die sogar Kunden mit bereits laufenden Krediten dazu gedrängt hat, Aktien zu kaufen und dafür neue Kredite aufzunehmen. Das hatten die Analysten von Blackbird öffentlich gemacht. »Ich kenne einen katalanischen Unternehmer, der für einen Kredit von 200 000 Euro einen weiteren für 200 000 zum Aktienkauf aufgedrückt bekam«, sagt Blackbird-Mitbegründer Marc Ribes. Auch Blackbird bereitet Strafanzeigen und Klagen gegen die Bankführung vor. Eine erste Klage wurde eingereicht.
Bisher sieht die Übernahme aber zumindest für die Santander wie ein gutes Geschäft aus. Die Bank bekommt neben dem Filialnetz 5,2 Milliarden Euro als Steuergutschrift aus der Übernahme der Popular. Und klar ist, dass die Santander nun unangefochtene Bank Nummer Eins in Spanien ist. Schon bisher war sie das zweitgrößte Finanzinstitut Europas.
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