Mäusekonten oder Biene-Maja-Schutzbriefe

Geldanlage für Kinder

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

»So macht Sparen Spaß«, wirbt die Bank des französischen Automobilkonzerns Renault um junge Kunden in Deutschland. Autobanken gehören mittlerweile zu den mittelgroßen Spielern im hiesigen Bankbusiness. »Taschengeld regelmäßig per Dauerauftrag sparen - 0,50 Prozent Zinsen (variabel) - Sie und Ihr Kind haben jederzeit kostenlos Zugriff auf das Guthaben.« Dieses Guthaben wird auf einem »U18-Tagesgeldkonto« angesammelt. Damit die Kleinen lernen, wirbt Renault, ihr Geld anzulegen wie die Eltern.

Dieses Angebot ist nur eines unter vielen. Immer mehr Banken, Sparkassen und Versicherer setzen auf die Zielgruppe »Kinder und Jugendliche«. Mäusekonten, Hipp Baby Sparbücher oder Biene-Maja-Schutzbriefe sollen Eltern und Großeltern zum Geldanlegen für ihre Kinder verführen.

Beispiel Taschengeld

Die Pfingstferien sind vorbei - jetzt beginnt für alle Schulkinder der Endspurt bis zu den Zeugnissen. Für manche gute Note gibt’s dann im Sommer von den Eltern oder Großeltern eine Belohnung in Form eines Extra-Taschengeldes. »Geld für Zeugnis« ist allerdings pädagogisch höchst umstritten. Aber auch ohne Extrazulagen für gute Noten stellt sich die Frage, ab wann sollten Kinder überhaupt Taschengeld bekommen?

Taschengeld von Oma und Opa aufs Konto?

Natürlich liegt die Entscheidung allein bei den Eltern. Sind diese dafür, können die Eltern ihrem Nachwuchs auch ein Kinderkonto einrichten. Auf das dürfen die lieben Kleinen ihr Taschengeld oder Geldgeschenke von Oma und Opa einzahlen.

Banken bieten solche Konten meist ab dem siebten Lebensjahr an - ab dann sind laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) Kinder immerhin »beschränkt« geschäftsfähig.

Das Konto wird grundsätzlich nur auf Guthabenbasis geführt und die Kontoverantwortung liegt bis zur Volljährigkeit des Kindes bei den Erziehungsberechtigten. Geldabheben, Kontoauszüge ausdrucken, Bankkundenkarte erhalten, geht alles. »Eltern dürfen genau festlegen, was das Kind darf oder nicht darf«, bestätigt der Bundesverband deutscher Banken (BdB) in Berlin.

Kreditkarten bekommen Kinder erst ab der Volljährigkeit. Ausnahme: die sogenannte Prepaid-Kreditkarten, die mit einem bestimmten Betrag aufgeladen werden können. Das ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn Minderjährige zum Schüleraustausch für eine bestimmte Zeit ins Ausland reisen. Wenn das Guthaben in London oder Sydney aufgebraucht ist, können die Eltern das Kartenkonto von Deutschland aus wieder aufladen.

Und das Angebot der Renault-Bank? Für unregelmäßige Geldgeschenke können sich Tagesgeld- und Festgeldkonten tatsächlich lohnen, weil die Zinssätze höher als beim klassischen Sparbuch - Sicherheit und Liquidität aber ähnlich sind. Allerdings zahlt sich hier wieder einmal der Vergleich der Angebote aus. Deutlich mehr als 0,5 Prozent Zins sollten nämlich allemal drin sein. Wichtig dabei: Für die Kontoeröffnung müssen immer alle Erziehungsberechtigten unterschreiben. Das gilt auch für getrennt lebende Eltern.

Girokonto ab der Geburt

Häufig bieten genossenschaftliche Volksbanken und öffentliche Sparkassen für kleine Kinder eigene Konten, quasi Girokonten, an, und das mit Guthabenverzinsung. So wirbt die Ostsächsische Sparkasse für ihr Kinderkonto »saxx life«. Es verspricht Kindern von Geburt an eine Verzinsung von derzeit 1 Prozent bis zu 1000 Euro Guthaben.

Wer Geld für seine Kinder oder Enkelkinder anlegen möchte, der sollte damit möglichst früh anfangen. Für Großeltern kann ein Fondssparplan ein viel versprechendes Produkt fürs Kind darstellen. Verbraucherschützer empfehlen als einfachste und kostengünstigste Variante einen Fondssparplan auf einen europäischen Aktienindex. Den gibt es üblicherweise ab 50 oder 100 Euro monatlich.

Mehr als zehn Jahre Laufzeit sind allerdings vernünftig, um das Verlustrisiko zu begrenzen, das zu den Renditechancen solcher Pläne dazugehört. Die Langfristigkeit einer Geldanlage mindert das Risiko. Wichtig zu wissen: Das Geld gehört ausschließlich dem Kind! Eltern können nur an das Ersparte, wenn sie davon für ihren Nachwuchs beispielsweise einen Auslandsaufenthalt oder einen Führerschein finanzieren.

Von einer (Kapital-)Lebensversicherung ist Großeltern abzuraten. Lebens- und Rentenversicherungen erscheinen zwar sicherer, sind aber nicht wirklich attraktiv fürs Kind. Das liegt vor allem daran, dass für solche Verträge hohe Vertriebskosten im Vorfeld abgezogen werden und es dann sehr lange dauert, bis überhaupt Renditen entstehen. Wenn Sie ganz auf Nummer sicher gegen wollen, sollten Sie sich für ein »mündelsicheres« Angebot entschließen. Dazu zählen Pfandbriefe sowie Bundes- und Länderanleihen.

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