Das Ende der PS, wie wir sie kannten
Nelli Tügel über die neue Linksabspaltung der französischen Sozialisten
Die französischen Sozialisten zerfallen. Nach dem ehemaligen Premierminister Manuel Valls, der bereits letzte Woche die Partei verlassen und sich im Parlament der Fraktion von La République en marche angeschlossen hat, folgt nun die Parteilinke um Benoît Hamon. Der erfolglose Präsidentschaftskandidat der Parti socialiste (PS) - mit 6,4 Prozent lag er in der ersten Runde abgeschlagen auf Rang fünf - erklärte am Samstag vor mehreren tausend Anhängern seinen Austritt nach 30 Jahren Mitgliedschaft und kündigte die Gründung einer »Bewegung zum Wiederaufbau der Linken« an.
Die Erosion der PS folgt einem europäischen Trend, vielerorts ist die Sozialdemokratie im Niedergang begriffen. Ein eher französisches Phänomen ist hingegen die inflationäre Gründung von »Bewegungen«. Vor Hamon haben bereits Präsident Emmanuel Macron mit La République en marche und der Linke Jean-Luc Mélenchon mit La France insoumise dem klassischen Parteienmodell den Rücken gekehrt.
Unklar ist, wie der von Hamon geforderte Wiederaufbau der zersplitterten und in Teilen demoralisierten französischen Linken verlaufen soll. Die Ankündigung erfolgt keineswegs aus einer starken Position, im Gegenteil: Dass aus den Trümmern der alten Sozialisten durch eine weitere Bewegungsneugründung eine vereinte Linke steigen wird, ist schwer vorstellbar.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.