Logistik des Kapitals

Der Hafen der Gipfelstadt Hamburg hat von der Globalisierung profitiert. An ihm hängen 250 000 Arbeitsplätze - gut und schlecht bezahlte

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf den ersten Blick gehört der Hamburger Hafen zu den Gewinnern der Globalisierung. Verändert hatte alles der Container: Vor gut einem halben Jahrhundert brachte der Frachter »American Lancer« die ersten 272 Stahlboxen die Elbe hoch - Nachschub für die US-Armee. Container revolutionierten die Handels- und Wertschöpfungsketten weltweit: Sie nehmen von Kaffeebohnen bis zu Werkzeugmaschinen alles auf, was in sie hineinpasst, und wegen der Normung lassen sie sich schnell verladen, stapeln und überall hin transportieren. Containerschiffe dienen als Lastesel der Globalisierung. Der Optimismus vieler Hafenmanager und Regierungen in der Welt scheint ungebrochen, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeschrieben werden kann.

Hamburg profitierte vom Container besonders wegen seiner Lage tief im Binnenland - der Gütertransport auf Schiffen ist besonders preiswert. Die geografische Lage der Hansestadt entpuppte sich erneut als günstig, als 1990 die Grenzen nach Osten fielen. Heute ist der zweitgrößte Hafen Europas für osteuropäische Länder das Tor zur Nordsee und damit zum Welthandel.

Erst Chinas Ausbau zur Werkbank der Welt macht den Boom perfekt. 1984 wurde erstmals die magische Zahl von einer Million Containern umgeschlagen. Durch eine weitere Elbvertiefung konnten die immer größeren Frachter die Terminals besser erreichen. 2007 schlug der Hafen schon fast zehn Millionen Container um. Jeder dritte kam aus China. Dann kam die Finanz- und Wirtschaftskrise, die Transportmengen im Containerverkehr gingen stark zurück. Mittlerweile nähert man sich wieder dem Vorkrisenniveau. Doch von den ganz großen Wachstumsplänen hat sich der rot-grüne Senat unter Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) klammheimlich verabschiedet. Im 2013 beschlossenen Hafenentwicklungsplan waren für 2025 noch 25 Millionen Container vorhergesagt worden - im laufenden Jahr wäre man schon über neun Millionen froh. »Und wenn China hustet«, so Hafenarbeiter Wolfgang Schwerdtfeger, »kriegen wir eine Lungenentzündung.«

Verabschiedet hat sich die Regierung des Stadtstaates auch von der Idee »Hafen finanziert Hafen«. Seit die eine Milliarde Euro aus der Teilprivatisierung des Hafenbetreibers HHLA aufgebraucht ist, fließen Jahr für Jahr an die 200 Millionen Euro Steuergelder in Erhalt und Ausbau der Hafeninfrastruktur. Gut angelegtes Geld, meint der Finanzsenator und verweist auf üppige Steuereinnahmen. Vor allem hängen am maritimen Umschlag bundesweit etwa 250 000 Arbeitsplätze - bis nach Schanghai, wo der Hafen eine Niederlassung unterhält.

Doch nicht alle Arbeiten werden so gut bezahlt wie die an der Kaikante. Ein Großteil der Hafenjobs gehört zur Logistikindustrie, die Tariflöhne von 1500 Euro brutto zahlt. Leiharbeitsfirmen, die im Verdacht stehen, keinen Mindestlohn zu zahlen, decken Personalspitzen ab. Zu den Verlierern gehören auch viele Hamburger, die unter der Luftverschmutzung leiden, welche durch Kreuzfahrtschiffe verursacht wird.

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