EU ganz groß beim Landraub

Martin Ling über eine neue Studie der Organisation FIAN

Das Phänomen ist älter als der Begriff: Seit zehn Jahren findet der Begriff Landgrabbing Verbreitung in den Medien. Kapitalistische Landnahme gibt es zwar seit Anbeginn der dazugehörigen Produktionsweise, aber die moderne Landnahme folgt einer speziellen Form. Mal sind es private, mal sind es staatliche Investoren, die riesige Landflächen in Beschlag nehmen, um Agrartreibstoffe oder Nahrungsmittel für den Export anzubauen, teils auch nur, um auf steigende Bodenpreise zu spekulieren. Den Kürzeren zieht bei dieser Entwicklung die ländliche Bevölkerung zumeist, wiewohl nicht nur, im Globalen Süden.

Eine neue Untersuchung der Menschenrechtsorganisation FIAN über Landkonflikte in Ländern des Globalen Südens zeigt, dass Akteure aus Europa oftmals an Landgrabbing beteiligt sind. Eine zentrale Aussage: »In vielen Ländern sind 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft tätig. Durch den Flächenhunger von Agrarinvestoren verlieren Millionen von Menschen ihre Existenzgrundlage.«

Wer denkt, dass die deutsche Bundesregierung, die Afrika im Rahmen ihrer G20-Präsidentschaft großgeschrieben hat, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten versucht, ist schief gewickelt. Von Kanzlerin Angela Merkel über Finanzminister Wolfgang Schäuble bis hin zu Entwicklungsminister Gerd Müller: Die Zusammenarbeit mit Konzernen und Finanzinvestoren soll ausgebaut werden, der Kollateralschaden des Landgrabbings wird in Kauf genommen. Der Ansatz, die Rahmenbedingungen kleinbäuerlicher Investitionen zu verbessern, geht unter. Dabei produzieren Kleinbauern mehr als 70 Prozent der Nahrungsmittel im Globalen Süden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.