Vergiftetes Angebot

Grit Gernhardt kritisiert das magere Ergebnis des Dieselgipfels

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

»Hersteller rüsten insgesamt fünf Millionen Dieselautos freiwillig nach.« Die von den Agenturen am Mittwoch als erstes konkretes Ergebnis des Dieselgipfels vermeldete Einigung zwischen Herstellern und Politik ist nur Beweis für die Realitätsferne der Autoindustrie. Wozu Dieselfahrzeuge nachrüsten, wenn die Ära des Verbrennungsmotors zu Ende geht? Warum Geld für Software-Updates und Reparaturaktionen ausgeben, statt es in umweltfreundliche Technologien zu stecken?

Und von Freiwilligkeit der Unternehmen kann angesichts der Lage wohl auch nicht die Rede sein: Der Marktanteil von Dieselautos sinkt rasant. Wurden im Juli 2016 47,1 Prozent der Neuzulassungen für Dieselautos beantragt, waren es im Juli 2017 nur noch 40,5 Prozent. Während die Verbraucher also mit dem Geldbeutel abstimmen, will man es in den Konzernzentralen in Stuttgart, Wolfsburg, München und Rüsselsheim nicht wahrhaben - auch die Politik scheut sich vor Maßnahmen, die den Autobauern richtig weh tun würden.

Stattdessen wird ein Dieselgipfel unter Ausschluss von Verbraucher- und Umweltinteressen geplant, aus Angst vor friedlich protestierenden Verbänden hastig an einen anderen Ort verlegt und dort hinter verschlossenen Türen die Lösung ausgekungelt, die der Industrie am wenigsten schadet. Ein Update ist keine Nachrüstung, das »Angebot« der Autokonzerne an die Verbraucher vergiftet - ebenso wie die Luft in den Städten, wenn sich nicht bald etwas Grundlegendes ändert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.