Die Ruhr verliert ihren schlechten Ruf

Nordrhein-Westfalen: Nach der Stadt Essen wollen auch Bochum und Mülheim Badestellen an dem einst extrem verdreckten Fluss

  • Luisa Houben, Essen
  • Lesedauer: 2 Min.

Mehr als vierzig Jahre lang war das Baden in der Ruhr in Nordrhein-Westfalen verboten. Seit diesem Frühjahr sind nasse Abkühlungen in Essen am »Seaside Beach Baldeney« wieder erlaubt. Bisher ist die Stelle am Baldeneysee aber die einzige.

Das soll sich bald ändern. Denn der Linden-Dahlhauser Schwimmverein aus Bochum hat sich dafür eingesetzt, dass die Alte Flussbadeanstalt wieder eröffnet wird. Die Stadt unterstützt die Idee und ist grundsätzlich für eine Badeerlaubnis, wie Katrin Müller aus der Pressestelle mitteilte. Vorher muss jedoch geklärt werden, ob Boote und Schwimmer sich nicht in die Quere kommen würden und ob die Wasserqualität ausreichend ist. 1966 wurde an dieser Stelle der Badebetrieb beendet. Die Wasserqualität war so schlecht, dass die Badeanstalt in den Jahren darauf geschlossen blieb.

Nun zeigen Ergebnisse des Forschungsprojekts »Sichere Ruhr«, dass der Fluss die Anforderungen der EU an Badegewässer erfüllt. Drei Jahre lang war die Wasserqualität getestet worden. Sollte es doch bei starkem Regen zu kurzzeitigen Verschmutzungen kommen, warnt am Baldeneysee ein Frühwarnsystem. Dann gilt Badeverbot. Die Technik wurde neu entwickelt und wird noch getestet.

In Bochum hofft man auf die Ergebnisse zurückgreifen zu können. Eine rasche Eröffnung einer zweiten offiziellen Badestelle an der Ruhr ist aber unwahrscheinlich. »Realistisch ist eine Freigabe für Sommer 2019«, sagt Müller. Außerdem fehlt es an Umkleidemöglichkeiten und Sanitäranlagen. Für den Schwimmverein wären Container eine Möglichkeit, die im Herbst wieder weggeräumt werden könnten.

Etwas weiter westlich, in Mülheim an der Ruhr, würde eine Infrastruktur nicht fehlen: Sanitäranlagen, Büdchen und Grillstand gibt es hier schon am Ruhrstrand. Am Ufer bei der Mendener Brücke ist seit Jahrzehnten aber nur das Sonnenbaden erlaubt. Aktuell wird auch hier die Wasserqualität getestet. Stellt sich raus, dass Baden an der Stelle nicht gesundheitsgefährdend ist, könnte der 40 Meter bereite Uferabschnitt freigegeben werden. »Das passiert aber frühestens für die Saison 2018«, teilte ein Sprecher der Stadt mit.

Bis dahin gilt weiter Badeverbot in der Ruhr - ausgenommen ist nur das Freizeitgelände am Baldeneysee in Essen. Und das sollte beachtet werden: »Es ist keine gute Idee, an Stellen schwimmen zu gehen, die keinen offiziellen Badebetrieb haben. Die Gefahren sind nicht einschätzbar«, warnt Michel Grohe, Sprecher des Landesverbandes der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. dpa/nd

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