Redet mit den Maschinen!

Lena Tietgen hält den Widerstand gegen digitale Medien für falsch

  • Lesedauer: 2 Min.

Bildung und Medienkompetenz sind immer mehr miteinander verbunden. Nur bei der Frage des Wie gehen die Interessen genauso auseinander wie wissenschaftliche Deutungsmuster und populäre Meinungen. Kaum ein anderer Bereich erfährt eine derartige Streuung, was nur zum Teil der Materie geschuldet ist, die als Baumstruktur fortlaufend verzweigende Rhizome produziert und den Alltag durch Netzkultur prägt.

Diese strukturelle Determination werden wir kaum ändern können. Was wir ändern können, sind die Rahmenbedingungen, zu denen Bildung und Medienkompetenz erwachsen. Denn längst schon ist die digitale Revolution weiter vorangeschritten. Auf den Computer folgten Internet und Smartphone, und in absehbarer Zeit werden diese Geräte nicht mehr haptisch, sondern per Sprache bedient; schließlich werden beim Web 4.0 die künstlichen Intelligenzen untereinander kommunizieren.

Auffallend an dieser Entwicklung ist der Bedeutungszuwachs, den Kommunikation als solche erhält. Sie wird strukturelles Element gesellschaftlicher Organisation. Doch hierauf wird machtpolitisch reflexhaft mit Verteidigung bestehender Verhältnisse reagiert. Man denke an die idiotische Form früher Selektion durch das Aufrechterhalten des Gymnasiums, die schleppende flächendeckende Ausstattung der Schulen mit digitalen Medien oder die Hemmung, Informatik, Medienkunde und den Umgang mit Medien wie Lesen, Rechnen, Schreiben als Basiswissen in den Lehrplan aufzunehmen.

Und nicht nur in der Schule sperrt sich vieles systembedingt gegen die digitale Revolution. Auch die auf Verhaltenstherapie reduzierte Psychologie benennt zwar Auswirkungen der Medien, lässt aber ein gesellschaftliches Konzept nicht erkennen.

Das ist fatal, denn Kommunikation strukturiert uns schon deshalb, weil wir soziale Wesen sind. Wer sich also den technischen Entwicklungen verweigert, verhindert auch Kommunikation.

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