Foodwatch: Erst »Gammelfleisch, Dioxin und nun Fipronil«

Verbraucherschützer fordern Konsequenzen aus dem Eier-Skandal / Niedersachsen weist Vorwürfe des Bundesagrarministers zurück

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Berlin. Verbraucherschützer haben als Konsequenz aus dem Skandal um Fipronil-Eier schärfere Gesetze für verantwortliche Unternehmen gefordert. Nötig seien höhere Strafen bei Verstößen gegen das Lebensmittelrecht und eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Lieferkette, erklärte die Organisation Foodwatch am Montag. Niedersachsen wies Vorwürfe aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium zurück, das den Verdacht geäußert hatte, die Landesregierung habe wochenlang Informationen über verseuchte Eier nicht an die Kontrollstellen weitergegeben.

»Gammelfleisch, Dioxin und nun Fipronil - viele große Lebensmittelskandale folgen dem gleichen Muster: Erst wird betrogen, dann zu spät informiert und am Ende bleiben wirksame politische Konsequenzen aus«, erklärte Lena Blanken von Foodwatch. Statt die Verantwortung auf andere Länder zu schieben, müsse Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) »endlich höhere Strafen durchsetzen«, damit sich solche Skandale nicht wiederholten.

In ihrem Aktionsplan forderte die Organisation höhere Strafen für Unternehmen, die gegen Vorschriften des Lebensmittelrechts verstoßen. Diese könnten eine »abschreckende Wirkung« haben. Außerdem sollen Hersteller nach dem Willen von Foodwatch zu einer lückenlosen Rückverfolgbarkeit ihrer Lieferkette verpflichtet werden. Nicht zuletzt müssten Behörden künftig besser und schneller die Öffentlichkeit informieren, erklärte Foodwatch in dem Aktionsplan.

Schmidt hatte Niedersachsen am Wochenende schwere Versäumnisse im Skandal um mit dem Insektizid belastete Eier vorgeworfen. Es stehe der Verdacht im Raum, dass dort wochenlang Informationen über verseuchte Eier vorlagen, diese aber nicht an die zuständigen Kontrollstellen weitergeleitet wurden, berichteten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland unter Berufung auf ein Schreiben Schmidts an seinen niedersächsischen Kollegen Christian Meyer (Grüne).

Meyer wies die Vorwürfe aus Berlin zurück und warf Schmidt in der »Bild«-Zeitung vom Montag ein »Ablenkungsmanöver« vor, »um das eigene Versagen im Eierskandal zu kaschieren«. Grünen-Minister Meyer sagte, bei den von Schmidt erwähnten Proben vom Mai dieses Jahres handele es sich um »übliche Eierproben, die regelmäßig entnommen werden, die aber erst Anfang August im Zuge des Fipronil-Skandals auf Veranlassung Niedersachsens auf das Insektizid getestet worden sind«. Das Land habe »offensiv und weitsichtig aufgeklärt und informiert«.

Der Skandal hat seinen Ursprung in Belgien und den Niederlanden. Die belgische Firma Poultry-Vision lieferte ein mit Fipronil gepanschtes Desinfektionsmittel an die niederländische Reinigungsfirma Chickfriend, die es anschließend offenbar in den Ställen von Legehennen einsetzte.

Niederländische Betriebe exportierten belastete Eier in zahlreiche europäische Länder, besonders viele nach Deutschland - nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums 10,7 Millionen. Auch in Hongkong wurden laut EU-Kommission inzwischen Fipronileier aus den Niederlanden entdeckt.

Nach Angaben der niederländischen Gesundheitsministerin Edith Schippers waren erste Hinweise auf Fipronilgebrauch in niederländischen Legehennenbetrieben schon Ende 2016 aufgetaucht. Damals habe es aber keinen Verdacht gegeben, dass auch Eier belastet sein könnten. Agenturen/nd

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