Verzweifelte Opfersuche in Freetown
Erdrutsch in Sierra Leone tötet Hunderte Menschen
Freetown. Nach dem gewaltigen Erdrutsch nahe der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Sierra Leone werden die Rettungsarbeiten weiter von Überschwemmungen beeinträchtigt. Noch immer werden Tote und Verletzte geborgen, teilte am Dienstagmorgen ein Rotkreuzsprecher mit. In ersten Schätzungen ist von hunderten Opfern und mindestens 3000 Obdachlosen die Rede. An den Rettungsarbeiten beteiligen sich neben zahlreichen freiwilligen Helfern auch Soldaten. In einer Twitter-Botschaft des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz heißt es: »Freiwillige vom Roten Kreuz halfen, 71 Menschen aus Schlamm und Geröll zu befreien; die Lage bleibt schlimm.«
Auch die Vereinten Nationen (UN) begannen, sich mit Lebensmittelhilfe und medizinischer Betreuung an den Rettungsarbeiten zu beteiligen. Auf Facebook veröffentlichte die für Sierra Leone zuständige UN-Abteilung Fotos, auf denen das Ausmaß der Zerstörung zu sehen ist. Einige der Helfer versuchen dabei, im weiter strömenden Regen Geröll mit bloßen Händen wegzuräumen. An vielen Stellen fehlt es an geeignetem Räumgerät. In einigen westlichen Bezirken der Hauptstadt fiel der Strom aus, als unterspülte Leitungsmasten wegbrachen.
Viele der Opfer sind grässlich verstümmelt. Ihre exakte Zahl ist angesichts der weiter unklaren Situation nach wie vor nicht bekannt. Während ein örtlicher Rot-Kreuz-Sprecher am Dienstagmorgen von 205 bestätigten Toten und 71 Verletzten sprach, berichteten örtliche Medien von weit mehr als 350 Toten. Darunter sind mehr als 100 Kinder, die bereits aus den Fluten geborgen wurden. Die Zahlen dürften noch steigen, da in der Hauptstadt Freetown noch immer zahlreiche Menschen als vermisst gelten. Zudem regnet es weiter.
Eine Quelle im Gesundheitsministerium sprach bereits am Montagabend von bis zu 500 Toten. »Es ist möglich, dass Hunderte tot unter dem Geröll liegen«, sagte Vizepräsident Victor Foh an der Unglücksstelle. In mehr als 1000 verschütteten Häusern würden weitere Opfer befürchtet. Präsident Ernest Koroma sprach von einer »nationalen Tragödie«.
Der Erdrutsch passierte am Montag im Regent-Distrikt nahe der Hauptstadt Freetown, als nach heftigen Regenfällen Teile eines aufgeweichten Hügels abbrachen. Das Rote Kreuz ermutigte die Anwohner angesichts weiter bestehender Gefahr, die Region zu verlassen. Zahlreiche Straßen der Hauptstadt sind von Wassermassen überflutet, was Bergungsarbeiten zusätzlich erschwert. Zu den zerstörten Häusern gehört auch der Neubau des Informationsministers von Sierra Leone, Mohamed Bangura. dpa/nd
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