Integrationszustände
Uwe Kalbe über Verständnis und Verantwortung in einer offenen Gesellschaft
An Zuständigkeiten ist abzulesen, welches Gewicht Regierungen bestimmten Themen zuweisen. So hat das Amt der Ostbeauftragten längst nicht mehr das selbe Gewicht, seit es nicht mehr einem Staatsminister im Kanzleramt zugeordnet ist. Also ist es auch richtig, wenn Martin Schulz die Zuständigkeit für Integration bündeln will, in einem Ministerium von Gewicht. Integration gilt als eines der entscheidenden Zukunftsthemen, aber bisher ist es vor allem Zankapfel. Unter Integration verstehen nicht einmal alle Parteien dasselbe.
Das Vorhaben ist jedoch zunächst nichts als eine symbolische Geste. Derzeit ist die Integrationsbeauftragte im Kanzleramt angesiedelt, die entscheidenden gesetzgeberischen Impulse aber kommen aus dem Innenministerium von Thomas de Maizière. Dieser behandelt Migration vor allem als sicherheitspolitisches Problem, und seine Sicht dominiert die der Beauftragten Aydan Özoğuz auf erdrückende Weise. Erfolgreiche Integration verlangt auch ein bestimmtes Verständnis von offener Gesellschaft, die von Schulz und de Maizière durchaus vergleichbar gern im Munde geführt wird.
Zuständigkeiten allein ändern keine Zustände. Die SPD hat es fertiggebracht, die Entscheidung über den Familiennachzug der Kriegsflüchtlinge immer wieder zu verschieben - bis die letzte Bundestagssitzung vorbei war. Die Menschen, die in Kriegsgebieten oder auf der Route nach Europa feststecken, müssen es ausbaden.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.