Bruderzwist vorerst beigelegt

Grenzstreitigkeiten zwischen Laos und Kambodscha sollen friedlich gelöst werden

  • Alfred Michaelis, Vientiane
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Blitzbesuch des kambodschanischen Premierministers Hun Sen (65) bei seinem Amtsbruder Thongloun Sisoulith (71) am Wochenende in Vientiane endete mit einer gemeinsamen Erklärung, in der beide Seiten eine friedliche Lösung des Grenzproblems ankündigen. Laos will demnach alle Truppen aus dem strittigen Gebiet zwischen der im äußersten Südosten der Volksrepublik gelegenen Provinz Attapeu und der nordkambodschanischen Provinz Stung Treng abziehen und Kambodscha seine in Bereitschaft gehaltenen bewaffneten Kräfte zurück in ihre Garnisonen beordern.

Der Streit zwischen den langjährigen Waffenbrüdern im Kampf gegen französische Kolonisation und US-amerikanische Aggression war im April ausgebrochen, als das Königreich Kambodscha eine Straße in der Grenzregion zu bauen begann. Daraufhin hatte Laos auch durch Entsendung bewaffneter Einheiten - die Rede ist von 30 Mann - den Straßenbau gestoppt. Kambodscha, das das umstrittene Stück Land als Teil seiner Provinz Stung Treng betrachtet, hatte vorige Woche nun ein Ultimatum gestellt. Falls Laos seine Truppen nicht bis 17. August abgezogen habe, würde Kambodscha seinerseits Truppen entsenden.

Dazu kommt es nun glücklicherweise nicht, denn die beim Treffen der beiden Premiers erzielte Übereinkunft sieht weiter vor, dass sich die Außenministerien und die gemeinsame Grenzkommission der Sache annehmen. Die Erklärung sieht die schnellstmögliche Lösung auf Grundlage der bisherigen Übereinkünfte und der von beiden Seiten anerkannten Dokumente vor. Bis zur endgültigen Klärung ruht der Straßenbau.

Laos und Kambodscha haben eine 535 Kilometer lange, weitgehend unbewachte gemeinsame Grenze. Die heutige Grenzziehung geht zurück auf die französische Kolonialzeit, wobei die Grenze noch nicht durchgängig markiert ist. Kambodscha vertritt vor allem Gebietsansprüche gegenüber Thailand und Vietnam. Dass es nun auch mit Laos Grenzstreitigkeiten gibt, ist neu. Laotische Geschichtsbücher behaupten, dass Kambodscha der einzige Nachbar sei, mit dem Laos in seiner Geschichte nie Krieg gehabt habe. Hun Sen, der schon kambodschanischer Premierminister war, als sein Land sich noch Volksrepublik nannte, ist zudem bekannt für markige Worte. Neben den Gesprächen mit dem laotischen Premier Thongloun traf sich Hun Sen, der in der Hierarchie der Kambodschanischen Volkspartei als Nummer 2 geführt wird, auch mit dem laotischen Präsidenten und Generalsekretär der Laotischen Revolutionären Volkspartei, Bounnhang Vorachit.

In der jüngeren Vergangenheit hatten vor allem Staudammprojekte am laotischen Teil des Mekong zwischen beiden Ländern für Verstimmung gesorgt, ganz speziell das in Steinwurfweite von der Grenze gelegene Dammprojekt Don Sahong. Hun Sen persönlich hatte dem Vorhaben, dass von Umweltschützern wegen möglicher negativer Einflüsse auf die Fischmigration im weitgehend natürlichen Unterlauf des Mekong kritisiert wird, schließlich nach einem Besuch vor Ort seine Zustimmung gegeben.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.