Drei Airlines verhandeln mit Air Berlin

Flugbegleitergewerkschaft warnt vor sozialen Härten

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin könnte schon in den kommenden Wochen zerschlagen werden. Nach den Worten von Konzernchef Thomas Winkelmann steht Air Berlin derzeit mit drei Interessenten in Kontakt, bis September will er demnach »juristisch belastbare Vereinbarungen« getroffen haben. Deutsche Wettbewerbshüter äußerten indes Bedenken gegen eine mögliche Übernahme durch die Lufthansa und kündigten strenge Auflagen für die größte deutsche Fluggesellschaft an.

Winkelmann sagte der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« vom Donnerstag, neben der Lufthansa stehe Air Berlin »mit zwei weiteren Interessenten aus der Luftfahrt in Kontakt«. Alle Unternehmen, mit denen Gespräche liefen, seien »in finanzieller Hinsicht seriös« und vom Volumen her »ausreichend groß, um Air Berlin eine sichere Zukunft zu bieten«. Um wen es sich handelte, ließ er offen. Medienberichten zufolge haben auch die Thomas-Cook-Tochter Condor sowie der britische Billigflieger Easyjet Interesse an Teilen der Air Berlin. Condor erklärte dazu am Donnerstag lediglich, Thomas Cook und die Fluggesellschaft stünden »für eine aktive Beteiligung an der Zukunft von Air Berlin bereit«. Sie seien bereit, eine »aktive Rolle bei möglichen Auffanglösungen zu spielen«, wenn diese nachhaltig und kartellrechtlich zulässig seien. Easyjet wollte die »Spekulationen« nicht kommentieren.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach sich für die Übernahme »wesentlicher Teile« von Air Berlin durch die Lufthansa aus. »Wir brauchen einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr«, sagte er der »Rheinischen Post« vom Freitag. Angesichts des europäischen und internationalen Marktumfelds könnten Monopolfragen »nicht mehr mit der rein regionalen Brille auf einzelne Standorte betrachtet werden«.

Der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, sagte der »Rheinischen Post« allerdings, die Lufthansa müsse mit strengen Auflagen rechnen. Die Airlines seien auf vielen Strecken direkte Konkurrenten. Die Lufthansa als größte deutsche Anbieterin müsse für eine Fusion deshalb auf weite Teile der Landerechte von Air Berlin verzichten. Auch der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, sagte der »Süddeutschen Zeitung«, die Wettbewerbsbehörde werde sich die Lufthansa-Pläne »gegebenenfalls sehr genau ansehen«. Bisher ist Mundt zufolge aber noch keine Übernahme angemeldet.

Unterdessen warnt die Flugbegleitergewerkschaft Ufo vor sozialen Härten bei der Zerschlagung der Fluggesellschaft. Nach ihren Informationen solle das fliegende Personal nicht direkt übernommen werden, sondern müsste sich bei den übernehmenden Airlines als Berufsanfänger neu bewerben, sagte Tarifvorstand Nicoley Baublies. Das gelte auch für die Lufthansa-Tochter Eurowings, die sich nach Informationen der »Süddeutschen Zeitung« einen Großteil der Air Berlin-Flotte sichern will. Für altgediente Air-Berlin-Flugbegleiter würde ein Wiedereinstieg als Berufsanfänger Einkommensverluste von bis zu 80 Prozent bedeuten, sagte Baublies. Die Verträge sollten möglicherweise befristet sein, was weitere Risiken im Fall einer Arbeitslosigkeit beinhalte. »Die Bieter wollen nur das Blech, und die Leute können sehen, wo sie bleiben«, kritisierte er.

Baublies appellierte an die Politik, die Arbeitsplätze zu aktuellen Bedingungen zu sichern. »Mit dem 150-Millionen-Kredit sollten die Jobs gerettet werden.« Das müsse nun auch in den Verhandlungen durchgesetzt werden. Agenturen/nd

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