Die Spur führt zum Imam

Katalanische Terrorzelle plante offenbar weitere Anschläge / Über 100 Butangasflaschen von der Polizei entdeckt

  • Heinz Krieger, Valencia
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Hintergründe der beiden Anschläge im Zentrum von Barcelona und im Vergnügungsviertel des Badeortes Cambrils scheinen von der katalanischen Polizei und den anderen spanischen Sicherheitsorganen weitgehend geklärt worden zu sein. Demnach soll eine zwölf Personen umfassende radikalislamistische Gruppe verantwortlich sein - mit zwei aktiven Attentätern und einem Drahtzieher, der die jungen Muslime radikalisierte. Diese stammen fast alle aus der kleinen Stadt Ripoll in den Vorpyrenäen. Der Jüngste der Zelle war 17 Jahre alt, der Älteste 34. Als Kopf der Bande sieht die Polizei den 45-jährigen Imam Abdelbaki es Satty aus Ripoll. Die Gruppe traf sich nach bisherigem Ermittlungsstand in einem Haus im Stadtteil Montecarlo von Alcanar, einer Kleinstadt von 9500 Einwohnern an der Grenze zur Region Valencia. Auch Ripoll, der Heimatort der Terroristen, zählt nur 10.000 Einwohner. Dort gibt es zwei Moscheen.

Die aber nutzte der Imam, der bis 2012 mehrere Jahre wegen Drogenhandels in einem spanischen Gefängnis einsaß, nicht. Er scheint die jungen Männer in nur zwei Monaten bei den Treffen in Alcanar radikalisiert zu haben. Auf ihre Spur kam man, weil das Haus in der Nacht zum Donnerstag durch eine Explosion zerstört wurde. Anscheinend diente es auch als Lagerraum und Bomben-Werkstatt. Über 100 Butangasflaschen und weitere Materialien zur Herstellung von Sprengstoffen wurden dort gelagert. Wahrscheinlich führte eine undichte Gasflasche zur Explosion. In den Trümmern des Gebäudes wurden drei Leichen gefunden.

Antiterrorplan in Australien

Nach den jüngsten Terroranschlägen will Australien seine Sicherheitsvorkehrungen deutlich verstärken. Mehr Sicherheitskräfte sollen belebte Orte schützen, Betonpoller Gehwege begrenzen, sagte Ministerpräsident Malcolm Turnbull am Sonntag in Sydney. Teil des neuen Antiterrorplans seien auch Hilfen der Regierung und der Polizei für Betreiber öffentlicher Veranstaltungsorte und Architekten von Neubauten. Sie könnten spezielle Sicherheitsüberprüfungen in Anspruch nehmen.

Das Programm biete auch einen Do-it-yourself-Werkzeugsatz zur Installation von Betonblöcken und andere Vorkehrungen gegen Angriffe mit Fahrzeugen, die Unternehmen, Gemeinden und private Betreiber nutzen könnten. Zudem würden Anweisungen gegeben, was im Falle eines Angriffs mit Chemiewaffen zu tun sei. dpa/nd

Die Gruppe hatte wohl auch einen Anschlag auf die weltberühmte, von Antoni Gaudi erbaute Basilika La Sagrada Familia in Barcelona vor. Ob die Todesfahrt mit dem Lieferwagen über die Rambla in Barcelona ohnehin geplant war oder als Ersatzhandlung diente, war am Sonntag noch nicht klar. Sicher sind sich die Ermittler aber, dass der Anschlag im Badeort Cambrils am Mittelmeer eigentlich zu einem massiven Messerangriff auf die Touristen im Vergnügungsviertel der Stadt werden sollte. Das scheiterte, weil das Fahrzeug - auch ein weißer, angemieteter Lieferwagen - beim Versuch umkippte, Passanten zu überfahren. Dabei starb eine Frau. Nach diesem Unfall kam es zu einer Schießerei zwischen Sicherheitskräften und den Terroristen. Fünf der Attentäter wurden getötet. König Felipe VI. schrieb ins Kondolenzbuch Barcelonas: »Wir werden uns nicht beugen, unsere friedliche und demokratische Überzeugung, unsere Gemeinsamkeit und unsere Werte sind unendlich viel stärker.«

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