Umbaupläne für Kathedrale in der Kritik

Denkmalschützer sehen Widerspruch zum Entwurfsgedanken des nach dem Krieg wiederaufgebauten Gotteshauses

  • Lukas Philippi
  • Lesedauer: 2 Min.

Berlins oberster Denkmalschützer, Landeskonservator Jörg Haspel, hat den geplanten Umbau der St.-Hedwigs-Kathedrale kritisiert. Das Vorhaben des Erzbistums Berlin, die Bodenplatte zu schließen, um damit einen größeren Innenraum für Gottesdienste zu erhalten, widerspreche aus konservatorischer Sicht dem Entwurfsgedanken des nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererrichteten Baus, sagte Haspel in Berlin. Dem Architekten Hans Schwippert sei es damals darum gegangen, durch die Öffnung die Unterkirche mit der Oberkirche »in eine augenfällige Beziehung« zu setzen.

Damit sollte die Einheit der Gemeinde mit den in der Krypta beigesetzten Märtyrern und den Gläubigen im Kathedralraum betont werden, sagte Haspel: »Wir sehen deshalb die Pläne des Erzbistums sehr kritisch und plädieren für Lösungen, die die Grundidee des historischen Entwurfskonzeptes respektieren.« Es müsse alles daran gesetzt werden, so Haspel weiter, den 1963 fertiggestellten »unverwechselbaren und deutschlandweit einzigartigen Sakralraum einer Bischofskirche zu bewahren«.

Der oberste Denkmalschützer Berlins verwies dabei auch auf weitere erhaltenswerte Elemente im Innenraum der Kathedrale: etwa die Arbeiten des Berliner Metallkünstlers Fritz Kühn (1910-1967) und des Dresdner Maler und Grafikers Josef Hegenbarth (1884-1962), dessen 14 Kreuzwegbilder in der St. Hedwigs-Kathedrale zu sehen sind. »Wir müssen Denkmale der Nachkriegszeit als Teil des kulturellen Erbes begreifen.« Das gelte auch für Sakraldenkmale des Wiederaufbaus, »deren Leistungen wir nicht einfach negieren oder gar eliminieren sollten«, betonte Haspel. Über den Umbau der katholischen Bischofskirche wird seit Jahren heftig gestritten. Kritiker monieren auch die hohen Kosten eines Totalumbaus der Kirche. Kernpunkt der Umbaupläne ist die Schließung der breiten Mitteltreppe hin zur Unterkirche. Diese runde Treppenöffnung kritisieren viele Geistliche und Kirchenbesucher als Zweiteilung der Gottesdienstgemeinde, die zudem von den Priestern auf Abstand gehalten werde. Ein gemeinsames Feiern im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils ist nach Überzeugung der Befürworter des Umbaus nur schwer möglich.

St. Hedwig ist Berlins älteste und wohl auch bekannteste katholische Kirche. Sie wurde am 1. November 1773 geweiht. Der Bau war die erste katholische Kirche Berlins seit der Reformation. Modell für die Kathedrale stand das Pantheon in Rom.

Haspel unterstrich, es gebe »im Detail noch ein ganzes Spektrum von Möglichkeiten, wie die Belange der Gemeinde in Einklang mit dem vorhandenen Bau zu bringen sind«. »Wir wollen das weiterhin in den nötigen Entwurfs- und Abstimmungsprozess einbringen.« Schließlich sei die unkonventionelle Nachkriegslösung der Berliner Kathedrale in den vergangenen Jahrzehnten von Gemeinde und Priestern »als liturgische Herausforderung angenommen und erfolgreich gemeistert worden«. Dabei verwies Haspel darauf, dass das Erzbistum seit Jahren wegen Restaurierungs- und Fördermaßnahmen engen Kontakt mit dem Landesdenkmalamt gesucht habe. epd

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