»Reparieren ist auch ein Akt der Konsumkritik«
Medienwissenschaftlerin sieht in der wachsenden Zahlen an Repair-Cafés die Anfänge einer sozialen Bewegung
Bremen. In der wachsenden Zahl von Repair-Cafés sieht die Bremer Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Sigrid Kannengießer die Anfänge einer sozialen Bewegung. Den ehrenamtlichen Organisatoren und Teilnehmern der Treffen gehe es beim Reparieren auch um politische Ziele: »Sie wollen Müll vermeiden und Ressourcen schonen, indem sie die Nutzungsdauer von Gegenständen verlängern«, sagte Kannengießer dem Evangelischen Pressedienst (epd): »Reparieren ist hier auch ein Akt der Konsumkritik.«
Die Forscherin hat die Repair-Cafés in Deutschland wissenschaftlich untersucht. Sie seien vergleichbar mit Urban-Gardening-Projekten, die auf öffentlichen Flächen Gemüse anbauen. »Auch hier geht es darum, gemeinsam im Alltag anders zu konsumieren.«
An den Initiativen beteiligten sich aber sehr unterschiedliche Menschen mit entsprechend verschiedenen Interessen. »Das macht es schwieriger, sich über die konsumkritischen Projekte hinweg als gemeinsame Bewegung zu sehen und zu organisieren.«
Politische und soziale Reparatur-Motive seien ein neues Phänomen, erklärte Kannengießer: »Die Kulturtechnik ist ja alt: In der Vormoderne wurde alles repariert, weil Neues eben sehr teuer war und eine Mentalität der Sparsamkeit vorherrschte.« Die Industrialisierung habe Massenprodukte billig - und Wegwerfen attraktiv: »Jetzt soll die Reparaturkultur wiederbelebt werden, um das zu verändern.« epd/nd
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