»Die Partei« kapert AfD-Facebookgruppen
31 geheime Gruppen hat die Satirepartei übernommen und veröffentlicht
Berlin. Am Sonntag haben Mitglieder von »Die Partei« als Administratoren dutzende geheime Facebook-Gruppen der AfD gekapert und sie auf öffentlich gestellt. In einem Video verkündete der Satiriker und Spitzenkandidat der Partei Shahak Shapira die Facebookgruppen, die voll Fake News und rassistischer Hetze wären, seien unter der Kontrolle der Satirepartei.
Den Parteimitgliedern sei es gelungen, mit falschen Accounts in 31 geheimen AfD-Gruppen an Einfluss zu gewinnen, zu Administratoren aufzusteigen und die anderen Administratoren zu entfernen. Die Facebook-Gruppen hätten diese daraufhin »mit hochwertigen Grafiken aufgehübscht« und namentlich verändert: »Die Wahrheit über die Antifa« wurde zum Beispiel zu »I love Antifa«.
Shapira zufolge sei die Aktion von langer Hand geplant gewesen: »Mein Team und ich haben die Gruppen vor elf Monaten infiltriert, nun übernehmen wir die Macht«, sagt er in dem Facebook-Video, dass auch in den AfD-Gruppen veröffentlicht wurde.
Wie das »Hamburger Abendblatt« berichtet, habe »Die Partei« die AfD-Fangruppen mit bis zehntausenden Mitgliedern seit November 2016 beobachtet. Die »Partei«-Mitglieder seien über Monate glaubwürdig als überzeugte Verfechter der AfD aufgetreten, um sich das Vertrauen in den Gruppen zu erarbeiten.
Zudem klärt Shapira über das Zustandekommen der Fangruppen auf: Social Bots seien auf den sozialen Medien im Einsatz gewesen, um eine große Anzahl an Freunden zu sammeln, Gruppen zu gründen und automatisiert in diesen rechte Inhalte zu posten. Besonders Männer zwischen 40 und 50 Jahren seien gezielt in die Gruppen eingeladen und von weiteren Bots angefreundet worden. »Von nun werden Sie ausschließlich von echten Menschen verarscht!«, sagt Shapiro weiter in dem Video.
Später seien die AfD-Fangruppen von tatsächlichen AfD-Mitgliedern übernommen worden, um nicht gelöscht zu werden, so Shapira. Aus den Gruppen seien AfD-kritische Mitglieder entfernt worden. Shapiras abschließender Kommentar zur AfD: »Wer eine Facebook-Gruppe nicht aufrecht erhalten kann, wird es mit einem ganzen Land erst recht nicht schaffen.« In einer ersten empörten Reaktion kündigten AfD-Abgeordnete ein »juristisches Nachspiel«für die »feindliche Übernahme« der Gruppen an. Diese haben bis zu 180.000 Mitglieder. Agenturen/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!