Das Schweigen bei der Vertreibung

Alexander Isele über die zur Ersatzheiligen stilisierte Aung San Suu Kyi

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

Im Westen galt sie als Galionsfigur und Ersatzheilige zugleich in einem freien Birma. Aung San Suu Kyis Schweigen zur ethnischen Säuberung an den Rohingya entsetzt viele ihrer einstigen Bewunderer.

Dass die Fallhöhe so hoch ist, dafür kann »Die Lady« nur bedingt etwas. Blind feierte die westliche Welt die Abkehr von der Militärdiktatur hin zu einer Demokratie - die bei 25 Prozent für das Militär reservierten Sitze schon immer unter Vorbehalt stand. Die vielfachen Warnungen, dass die Friedensprozesse in dem Vielvölkerstaat nicht gelingen wollen, dass die Repressionen gegen die Rohingya seit 2012 ständig zunahmen, dass die Erwartungen an Suu Kyi unerfüllbar sind, wurden großzügig übersehen: Die Tourismus- und die Textilindustrie witterten Milliardengewinne.

Mit den 400.000 geflohenen Rohingya gerät Suu Kyi unter internationalen Druck. Sie reagiert mit einer Geste an das Militär, kritisiert die internationalen Hilfsorganisationen als Terrorhelfer. Anders als ihre Verehrer im Westen war sie sich der Brüchigkeit des Transformationsprozesses immer bewusst. Dass sie über die Gewalteskalation schweigt, ist unverzeihbar. Dass sie den Demokratisierungsprozess nicht gefährden will, darf dabei nicht übersehen werden. So ist das mit Projektionen: Die anschließende Enttäuschung ist schlimm, in diesem Fall tödlich.

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