Wenn die AfD auf Symbolfotos zurückgreift...

Warum einige Plakatmotive der Rechtsaußenpartei unfreiwillig für Lacher sorgen dürften

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 5 Min.

Wenn es um »die Heimat« geht, dann inszeniert sich die AfD nur allzu gern als die neue Heimatpartei, die sich zur deutschen Leitkultur bekennt und der neben »der deutschen Sprache auch unsere Bräuche und Traditionen, Geistes- und Kulturgeschichte« am Herzen liegt. Doch auch wenn sich die Rechtsaußenpartei bundesweit auf ihren Plakatmotiven mit der Überbetonung des eigenen Deutschseins hervorhebt, bleibt bei genauerer Betrachtung davon nicht mehr als oberflächliche Deutschtümelei übrig.

Wie das Nachrichtenportal »Thüringen 24« herausfand, zeigen einige AfD-Bundestagswahlplakate zwar heimatbetonte Inhalte, nur stammen die dafür verwendeten Fotomotive nicht immer aus Deutschland. Eindrücklichstes Beispiel ist ein Plakatmotiv, auf dem eine schwangere Frau mit deutlichem Babybauch zu sehen ist. Der Wahlspruch dazu lautet: »’Neue Deutsche?’ Machen wir selber.«

Blöd nur: Sehr wahrscheinlich ist die abgebildete junge Frau tatsächlich schwanger, nur eben offenbar keine Deutsche, so wie sie sich die AfD das wünscht. Das Foto wird im Internet auf sogenannten Portalen für Stockfotografie angeboten – das sind Websiten, auf denen jeder Bilder hochladen kann, bei denen sich in um Symbolfotos handelt. Ihr Einsatz in der Werbung, auch von Parteien, ist üblich, da die Bilder in der Regel kostengünstig zu haben sind.

Besagtes Motiv der Schwangeren ist bei Shutterstock.com erhältlich, als Fotograf wird ein englischsprachiges Profil mit dem Namen kosmos111 ausgewiesen. Der oder die Fotografin gibt an, aus Russland zu stammen, worauf auch zahlreiche abrufbare Fotos aus St. Petersburg und Moskau hindeuten. Von dem »laughing girl with the baby in the belly« hat kosmos111 gleich ein ganzes Set im Angebot. Überhaupt bietet Shutterstock Tausende Motive mit werdenden Müttern rund um den Globus, egal ob asiatischer Typ, Schwarz, rothaarig, auf der Wiese mit dem Partner turtelnd oder beim Arzt.

Gegen den heimischen Nord- und Ostseestrand entschied sich die Rechtsaußenpartei auch bei der Bildauswahl für ihr Plakatmotiv mit der Forderung »’Burkas?’ Wir steh’n auf Bikinis.« Auch in diesem Fall stammt das Originalbild aus einem Stockfotoportal, in diesem Fall ist es bei istockphoto.com zu finden. Wie die zuständige britische Agentur gegenüber »Thüringen24« erklärte, wurden die drei Frauen (Die AfD hat das Foto beschnitten.) an einem Strand in Südafrika abgelichtet.

Vom Fotografen Tom Wang aus Taiwan stammt hingegen das Fotomotiv der vierköpfigen Familie am Strand, die als Stockmotiv für das AfD-Plakat »’Traditionell?’ Uns gefällt’s.« herhalten musste. Woher die gezeigten Personen stammen, ist leider unklar, jedoch geben die zum Foto hinterlegten Schlagworte »asiat«, »asiate«, »asiatin«, »asiatisch« einen deutlichen Hinweis, dass hier keine mitteleuropäische Musterfamilie im Sinne der AfD zu sehen sein dürfte. Während die Rechtsaußenpartei ideologisch von »deutscher Leitkultur« schwärmt, sind zumindest ihre Fotos (unfreiwillig) sehr international.

Ein unglückliches Händchen bewies die Partei bei der Wahl ihrer Plakatmotive ohnehin schon öfter. Für reichlich Spott sorgte bereits das Motiv »’Bunte Vielfalt?’ Haben wir schon.« auf dem drei Frauen mit regionaltypischen Trachten zu sehen sein sollen – so zumindest hätte es gerne die AfD. Doch die Frau im bayerischem Dirndl, eine Niedersorbin in traditionellem Gewand und eine Dame mit Schwarzwälder Bollenhut entsprechen laut Experten mitnichten dem, was in der jeweiligen Region als traditionelles Gewand angesehen wird. Besonders viele Fehler stellten Kenner beim Aufzug der jungen Schwarzwälderin fest, was dann doch den Verdacht nahelegt, hier wurde einfach jemand im Faschingskostüm abgelichtet.

Zweifelhafte geografische Kenntnisse spielten dagegen bei einem Motiv des AfD-Kreisverbandes Nürnberg eine Rolle. Im Internet verbreitete dieser eine Zeit lang das Motiv eines Berges mit dem dazugehörigen Slogan, »HOL DIR DEIN LAND ZURÜCK«. Nun wird am 24. September bekanntlich in der Bundesrepublik Deutschland ein neues Parlament bestimmt, weshalb unklar ist, warum der AfD-Kreisverband mit einem Panoramablick auf das Matterhorn warb. Der Berg liegt bekanntlich in der Schweiz und Italien.

Ganz so unglücklich hatte sich übrigens die NPD im Jahr 2014 nicht angestellt. Die warb zwar auch mit dem Matterhorn für ihre Kampagne »Vorbild Schweiz. Masseneinwanderung stoppen.«, konnte aber immerhin mit dem inhaltlichen Bezug zu den Eidgenossen erklären, warum hier kein Felsmassiv in Deutschland zu sehen ist.

Solche Missgeschicke passieren allerdings auch den strammsten AfD-Politikern. Der völkisch-nationale Björn Höcke bediente sich im Juni für ein Facebookposting zur »Ehe für alle« ebenfalls bei einem Stockfotoanbieter. Offensichtlich ließ sich auch hier partout kein Bild eines deutschen, heterosexuellen Paares finden – oder es war schlicht egal. Der Fotograf Halfpoint stammt jedenfalls aus der Slowakei.

Wohl noch peinlicher als die Bildauswahl der AfD ist eine Geschichte von der Bundestagswahl vor vier Jahren. Damals hatten sich FDP und NPD für ihre Wahlwerbespots teilweise bei einem Anbieter für Stockvideoaufnahmen bedient und ohne es zu wissen, auf Aufnahmen der gleichen, glücklichen Familie gesetzt.

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