Bleiberecht für Geschichtsvereine in Sicht
Lösung im Streit um Ausstellungsfläche in Prora greifbar - Landkreis tritt auf die Bremse
Prora. Für die beiden konkurrierenden Ausstellungszentren im NS-Seebad Prora auf der Insel Rügen deutet sich eine gemeinsame Lösung an. Das Dokumentationszentrum, das den Fokus auf die Sozialgeschichte des NS-Regimes legt, und das Prora-Zentrum mit dem Schwerpunkt DDR-Geschichte haben einen Dachverein mit dem Namen »Bildungs- und Dokumentationszentrum Prora« gegründet. Mit Mitteln des Landes werde jetzt von Experten eine betriebswirtschaftliche Machbarkeitsstudie erarbeitet, sagte die Vorsitzende des Vereins, die SPD-Bundestagsabgeordnete Sonja Steffen. Es sei wichtig, dass beide Vereine nun in die gleiche Richtung liefen. »Gemeinsam ist da viel mehr Power drin.«
Mit dem Verkauf der riesigen Immobilie vom Bund an private Investoren hatte sich vor allem die Situation für das Dokumentationszentrum verschlechtert. Bislang gelang es nicht, den Vereinen eine sichere Zukunft zu ermöglichen. In Prora entstehen derzeit Hunderte Luxuswohnungen.
Steffen sprach sich für eine dauerhafte Lösung aus. »Es wäre ein Riesenfehler, die Geschichte des Ortes unter den Teppich zu kehren«, sagte sie. Prora brauche ein Ausstellungszentrum. Eine Variante wäre ein gemeinsames Ausstellungszentrum in Block 5. Den Großteil des Blocks will der Landkreis Vorpommern-Rügen allerdings an Privatinvestoren verkaufen. Steffen fordert in diesem Falle ein dauerhaftes und im Grundbuch gesichertes Bleiberecht für die Vereine. Die andere Variante wäre der Neubau eines Dokumentationszentrums auf dem Gelände der Liegenschaft.
Nach den Worten der Leiterin des Prora-Zentrums, Susanna Misgajski, soll die Studie klären, wie ein Ausstellungszentrum in einem Teil des Blocks 5 der einst als »Seebad der 20 000« geplanten NS-Anlage ökonomisch sinnvoll betrieben werden kann. Das Land hat ihren Angaben zufolge für die Studie 6500 Euro bereitgestellt. Auf deren Grundlage sollen dann mit Hilfe des Landes Mittel beim Bund akquiriert werden. »Wir sind sehr froh über diese Entwicklung«, sagte sie. Ergebnisse der Studie würden bis Ende September erwartet.
Den Vereinen wäre es nach Angaben von Misgajski am liebsten, wenn der als Ausstellungszentrum geplante Bereich in öffentlicher Hand bliebe. Dies wäre die nachhaltigste und angemessenste Lösung. Geplant ist eine etwa 900 Quadratmeter große Ausstellung auf drei Etagen sowie ein Museumsshop, Seminar- und Archivräume sowie Lagerbereiche. Ziel sei es, alle sechs Etagen im Bereich der sogenannten Liegehallen zu bespielen.
Der Landkreis, dem der Block gehört, tritt allerdings auf die Bremse. Es seien noch ganz viele Fragen zu klären, sagte ein Sprecher des Kreises. Demnach müsse zunächst der zum Verkauf bestimmte Teil des Blocks aus einem langjährigen Pachtvertrag mit dem Jugendherbergswerk herausgelöst werden. Für einen Verkauf der Immobilie an Private müsse zudem die Gemeinde den Bebauungsplan ändern. »Es ist noch nichts spruchreif«, sagte der Sprecher. dpa/nd
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