- Politik
- Kampf um Gleichberechtigung
Saudi-Arabien lässt erstmals Frauen in ein Sportstadion
Bürgerinnen durften Zeremonie zum Nationalfeiertag verfolgen
Riad. Das streng konservative Königreich Saudi-Arabien hat Frauen erstmals Zutritt zu einem Sportstadion gewährt. Hunderte Frauen durften am Samstag im König-Fahd-Stadion der Hauptstadt Riad in Begleitung ihrer Familie die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag verfolgen. Dafür werde in der Sportarena, die rund 40.000 Menschen fasst, ein separater Bereich für Familien eingerichtet. Zum Nationalfeiertag werden landesweit Konzerte gegeben, Tänze gezeigt und Feuerwerke abgebrannt.
Bislang wurden Frauen in Saudi-Arabien auch am Nationalfeiertag nicht ins Stadion gelassen. Das konservative muslimische Königreich verfolgt eine strenge Politik der Geschlechtertrennung, gegen die Frauenrechtlerinnen seit Jahren ankämpfen. Ein Erfolg: Im Juli erlaubte das Bildungsministerium die Teilnahme von Mädchen am Sportunterricht staatlicher Schulen. Saudi-Arabien ist jedoch weiterhin das einzige Land, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen.
Erst am Freitag hatte ein Geistlicher das Fahrverbot mit deren angeblichem »Winzgehirn« gerechtfertigt. Wie Medien des ultrakonservativen Königreichs am Freitag berichteten, löste die Äußerung einen Sturm der Entrüstung aus. Mittlerweile ist dem Prediger Saad al-Hidschri jegliche religiöse Aktivität in der südlichen Provinz Asir untersagt.
Auf einem Video im Internet ist zu sehen, wie der als ranghoher Kleriker bezeichnete Hidschri behauptet, die Gehirne von Frauen seien normalerweise nur halb so groß wie die von Männern. Wenn sie jedoch zum Shopping gingen, schrumpften ihre Gehirne auf sogar nur noch ein Viertel der Größe. Deshalb dürften sie keine Fahrerlaubnis erhalten.
In den sozialen Medien forderten Frauenrechtlerinnen, Hidschri seines Amtes zu entheben. Allerdings gab es auch Stimmen aus dem erzkonservativen Lager, die sich mit ihm solidarisierten. Die Internet-Zeitung »Sabk« berichtete, nach dem Predigtverbot habe Hidschri angegeben, dass ihm ein »Ausrutscher« unterlaufen sei.
In Saudi-Arabien unterliegen Frauen zahlreichen Beschränkungen, zu denen auch ein Fahrverbot gehört. Seit mehr als drei Jahrzehnten kämpfen Frauenrechtlerinnen vergeblich dagegen an. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.