Kein Spielraum für Barsani

Roland Etzel zur Abstimmung in Irakisch-Kurdistan

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Das endgültige Wahlergebnis gibt es noch nicht, aber es ist letztlich nicht von Belang, ob die Bevölkerung Irakisch-Kurdistans mit 70, 90 oder noch mehr Prozent für eine Unabhängigkeit von Irak votierte. So groß der Enthusiasmus der Kurden, so klein wird am Ende der Spielraum sein für einen eigenen, von der irakischen Zentralregierung unabhängigen kurdischen Staat. Immer wenn es kurdische Eigenständigkeit zu verhindern gilt, werden nahöstliche Rivalen temporär zu Verbündeten.

So wie jetzt Ankara und Bagdad, die sich sonst nicht grün sind, nun aber demonstrativ ein gemeinsames - antikurdisches - Manöver ankündigten. Dabei bedarf es der militärischen Drohung nicht einmal, um Kurdenpräsident Barsani die Prekarität einer kurdischen Unabhängigkeit gegen den erklärten Willen beider, Iraks und der Türkei, vor Augen zu führen. Der ökonomische wäre wohl vor einem militärischen Kollaps da.

Ein Binnenzwergstaat Irakisch-Kurdistan wäre sehr schnell wirtschaftlich am Ende, wenn die Türkei ihre Drohung wahr macht und die Vermarktung kurdischen Öls über ihr Territorium unterbindet. Bisher war nicht zu erwarten, dass Barsani dieses Vabanque-Spiel wirklich wagt. In jedem Falle ist die Bundesregierung zu fragen, warum sie angesichts dessen die 160 deutschen Militärberater in Nordirak nicht endlich abzieht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.