Kritik zur Unzeit
Der BVB und Bayern treten nach unten, weil sie in Europa nach oben wollen, meint Alexander Ludewig
Wäre Hans-Joachim Watzke Trainer, würde man ihn wahrscheinlich Taktikfuchs taufen. Aber der 58-Jährige ist nun mal Geschäftsmann, seine Schachzüge macht er auf den wirtschaftlichen Spielfeldern des Fußballs. Als Manager der börsennotierten (!) Dortmunder Borussia versucht er tatsächlich immer wieder, seinen Klub als Kämpfer für die Fußballkultur zu verkaufen. Zum Beispiel mit Verbalattacken gegen RB Leipzig.
In diesem Sinne ist auch Watzkes Warnung vor der schwindenden Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga in Europa zu verstehen. Es müsse doch möglich sein, dass neben Bayern und Dortmund auch andere für die UEFA-Fünfjahreswertung Punkte holen. Nun haben am Dienstag nicht nur die Leipziger ihr zweites Gruppenspiel in der Champions League verloren, sondern auch der BVB.
Seine Kritik kommt also zur Unzeit. Und generell? Ist sie heuchlerisch! Das Red-Bull-Modell muss man nicht mögen. Watzke aber auch nicht. In der Diskussion um Transferwahnsinn und Gehaltsexplosionen beispielsweise wünscht er sich keine »Regulierungsversuche«. Ergo: Freier Markt statt Fußballkultur!
Und so wundert es nicht, dass Watzke gern nach unten tritt, um mit dem BVB oben zu bleiben. Er kritisierte auch Klubs wie den SC Freiburg: »Die Vereine, die in der Europa League spielen, müssen verinnerlichen, dass es auch um Punkte für Deutschland geht.« Nun haben die Freiburger nicht mal die Qualifikation überstanden. Mit Maximilian Philipp hätten sie es vielleicht geschafft. Der schießt seine Tore seit dieser Saison aber für Dortmund. Gleiches gilt für die Hoffenheimer, die in der Qualifikation zur Champions League gescheitert waren. Mit Niklas Süle und Sebastian Rudy wäre das vielleicht nicht passiert. Beide spielen jetzt in München.
Apropos FC Bayern. Als ihm die Dortmunder unter Jürgen Klopp gefährlich wurden, kam aus München der Hinweis, der BVB solle doch auch mal international gewinnen. Unangebracht und respektlos fand Watzke das. Jetzt treten sie gemeinsam nach unten. Wie bei den Fernseheinnahmen. Beide bekommen am meisten, wollen aber mehr. Dabei ist eine ausgeglichenere Liga viel wertvoller als ein paar Millionen mehr.
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