Ein doppeltes Mineralwasser auf den Ehrenbürger von Houston
Warum Robby fast aus den Latschen kippte und er sein Date mit Tom Hanks verschob
Robby hat Zuwachs bekommen, einen »Dodge«, Baujahr 2003. »Mein erstes Auto mit texanischen Nummernschildern«, freut er sich. »Die werden irgendwann bei mir zuhause in Hohenmölsen einen Ehrenplatz bekommen. Schon deshalb, weil es wirklich eine lange und schwere Geburt war.« Das »Kind« hat viele Väter und Mütter, denn ohne die vielen Spender und andere Helfer hätte Robby das Fahrzeug weder kaufen noch anmelden können. Er könne sich gar nicht oft genug für die Hilfe bedanken, sagt er. Insbesondere einer griff tief in die Tasche – Frank Schöbel, der Robby, seit der die Idee von seinem »Wahnsinnslauf« publik gemacht hat, zu einem Freund geworden ist. Und wie sich jetzt herausstellte, einer, der nicht nur dann Freund ist, wenn das Leben wie Zuckerwatte ist, sondern auch, wenn es mal richtig eng wird. Auch wenn Robby nun stolzer Besitzer von vier eigenen Rädern ist, er wird es bis zum Ziel Anfang 2019 so halten, wie Frank es seit Jahrzehnten singt: Ich geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß! Den Wagen fährt für die nächsten knapp acht Wochen der Leipziger Ralf Keitz, der am 29. September den Staffelstab von Robbys Frau Bärbel übernommen hat, die inzwischen wieder gut in Deutschland gelandet ist. So wie sie, wird er »Mädchen für alles« sein - den Läufer begleiten, für Verpflegung sorgen und die Abende mit Robby gemeinsam verbringen.
Ralf Keitz landete genau an jenem Tag in Houston, an dem Robby eine Ehre zuteil wurde, die ihn regelrecht aus den Latschen kippen lies. Dabei hatte alles ganz normal begonnen. Wie schon mehrfach auf seiner Tour, war Robby zu Gast bei der Deutsch-amerikanischen Industrie und Handelskammer in Houston und hielt einen Vortrag über sein Leben und den Lauf seines Lebens. Am Ende des Vortrags trat eine junge Frau ans Mikrofon, stellte sich als Kathy Kennedy, Präsidentin der Partnerschaftsvereinigung der Partnerstädte Houston und Leipzig vor und überreichte Robby eine Urkunde von Houstons Oberbürgermeister Sylvester Turner, die den Deutschen aus Hohenmölsen zum Ehrenbürger von Houston ernannte. »Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, ich habe erst gar nicht begriffen, was sie da sagt«, erzählt Robby noch immer bewegt. »Mir stiegen die Tränen in die Augen, ich hatte weiche Knie und einen Klos im Hals. So richtig kann ich es immer noch nicht begreifen, aber es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl.« Mit der Ehrenbürgerschaft, so erfuhr Robby später, ist nicht nur verbunden, dass er künftig zu besonderen Stadtjubiläen eingeladen wird, sondern auch die Anweisung des Stadtoberhaupts, dass alle Institutionen der Stadt und jeder Bürger verpflichtet sind, ihm jederzeit zu helfen, wenn der Ehrenbürger sie darum bittet. »An dem Abend habe ich mir ein doppeltes Mineralwasser mit Kohlensäure geleistet«, lacht Robby. »Das musste einfach gefeiert werden.«
Die nächste größere Feier dieser Art wird es wohl geben, wenn das »Kind« getauft wird. Denn: Das Auto hat noch keinen Namen. Robby möchte gern, dass diejenigen, die ihn schon seit Langem die Treue halten, die ihm in guten wie in schlechten Stunden beigestanden haben, die ihm per E-Mail oder Facebook immer wieder aufbauten, wenn es mal nicht so lief, die stets an ihn glaubten und es auch weiterhin tun, kurzum: Er möchte, dass all jene sich an der Namenssuche beteiligen. Also: Wie soll das das Auto heißen? Schicken Sie Ihre Vorschläge an unterwegs@nd-online.de oder direkt auf seine Facebookseite, vielleicht sind Sie ja bald Namensgeber und Pate des neuen Weggefährten!
Apropos Weggefährte: Eigentlich wollte Robby ja in diesen Tagen ein Stück des Weges gemeinsam mit dem Schauspieler Tom Hanks laufen. Der hatte, als er von dem verrückten Deutschen gehört hatte, der auch der »German Forrest Gump« genannt wird, spontan und begeistert gesagt, dass er, der legendäre amerikanische Forrest Gump gern ein Stück des Weges gemeinsam mit Robby unterwegs sein möchte. Doch dann kam der Hurrikan »Harvey« und stellte alles in Frage. »Es sollte ein Spaßlauf werden. Doch daran ist nach all dem, was «Harvey» angerichtet hat, nicht mehr zu denken. Wir haben uns deshalb entschlossen, den Lauf zu verschieben«, erzählt Robby. Er soll nun im Februar oder März 2019 stattfinden, wenn Robby den Südpol erreicht hat. Und dann nicht nur des Spaßes wegen, sondern für einen guten Zweck. Welcher das sein wird, steht noch nicht fest. Fest steht aber jetzt schon, dass »neues deutschland« ausführlich darüber berichten wird. Versprochen!
Gegenwärtig läuft Robby in Richtung Corpus Christi, jene Hafenstadt in Texas, die »Harvey« am meisten mitgenommen hat. »Es läuft sich jetzt, da endlich das Auto da ist, unendlich leichter. Die ganze Bürokratie, die vielen Pleiten, Pech und Pannen rund um den Kauf haben ganz schön an den Nerven gezerrt«, verrät er. Und dennoch: Schon wieder zermartert er sich das Hirn. Denn ab 23. November bis Anfang Januar fehlt noch ein Fahrer für das Auto. Deshalb hier an alle der Aufruf: Wenn Sie Weihnachten und Silvester mal etwas anders verbringen wollen, wenn Sie noch nicht wissen, was Sie in dem Zeitraum machen sollen, oder wenn Sie einfach nur abenteuerlustig sind und auch die nötige Zeit haben: Bitte melden Sie sich! Robby ist nett, pflegeleicht, (fast) immer lustig und garantiert ein kurzweiliger Unterhalter. Und wenn Sie irgendwann doch mal Ihre Ruhe brauchen: Schicken Sie ihn einfach auf die Straße, er läuft stundenlang brav neben dem Auto her und kommt garantiert zurück.
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