Lea Grundig

Frauengeschichte(n)

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie rebellierte schon als junges Mädchen - gegen die jüdisch-orthodoxe Haltung ihres Vaters. Die Malerin und Grafikerin Lea Grundig schuf neben farbenfrohen Landschaften sowie Stillleben vor allem kämpferische Werke, die sich mit dem Faschismus, Militarismus und der wachsenden atomaren Bedrohung auseinandersetzen. Sie erlangte nicht nur in Osteuropa Popularität, wurde auch in Westeuropa und Südamerika geschätzt. Das bewiesen Ausstellungen in Jerusalem, Mailand, Buenos Aires, München, Bonn und Heidelberg.

Die Künstlerin wurde am 23. März 1906 als Lea Langer in Dresden geboren, wo sie auch an der Kunstgewerbeschule sowie an der Akademie der Bildenden Künste studierte, in engen Kontakt zur linken Boheme kam und sich in ihren Studienfreund Hans Grundig verliebte. Beide wurden 1926 Mitglieder der KPD. Drei Jahre später gehörten sie zu den Gründungsmitgliedern der Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands (ASSO). Zu Leas frühen, Aufsehen erregenden Werken gehören die Zyklen »Unterm Hakenkreuz«, »Frauenleben«, »Der Jude ist schuld« und »Krieg droht«. Ihre realistische Bildsprache, mit der sie den braune Terror attackierte, brachte ihr mehrfach Haft ein. Schließlich flüchtete sie auf Umwegen nach Palästina. Ihr Mann hatte weniger Glück. Er kam ins KZ Sachsenhausen.

In Tel Aviv sowie Haifa schuf Lea Grundig weitere anklagende Bildfolgen: »Antifaschistische Fibel«, »Im Tal des Todes« »Niemals wieder«, »Ghetto«. Nach der Befreiung kehrten die Grundigs nach Dresden zurück. Während Hans die Leitung der Hochschule für Bildende Künste übernahm, erhielt Lea an dieser eine Professur, die sie bis zu ihrem Tod ausübte. Sie wollte mitwirken an der Entwicklung eines neuen Menschenbildes sowie eines humanistischen Geschichtsbewusstseins. Dem dienten ihre Arbeiten »Zum deutschen Bauernkrieg«, »Kommunistisches Manifest«, »Daß ein gutes Deutschland blühe«, »Kampf dem Atomtod« und etliche Buchillustrationen. Zwischendurch unternahm sie viele Reisen, so nach China, Kuba und Chile. 1958 veröffentlichte sie ihre Autobiografie »Gesichte und Geschichte«, in der sie ihre Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Hans Grundig schildert, der in jenem Jahr erstarb. Ab 1964 fungierte sie als Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler der DDR. In Greifswald gründete sie die Grundig-Siftung, die herausragende künstlerische Leistungen mit dem Grundig-Preis auszeichnete.

Bis zuletzt blieb der Mensch ihr Hauptthema: »Ich wollte die tausend Ängste, die Ahnung des Furchtbaren, die Unfreiheit der Belauschten, Verfolgten darstellen. Ich wollte die Entmenschlichung zeigen und den Kampf der Besten dagegen.« Lea Grundig starb am 10. Oktober 1977 im Alter von 71 Jahren auf einer Mittelmeerreise. Die »Grundig-Stiftung« ist inzwischen der Rosa-Luxemburg-Stiftung angegliedert. Martin Stolzenau

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