Bremens Uni fliegt aus Wettbewerb
Hochschule verliert »Exzellenz«-Gelder
Wie ein plötzliches Gewitter zerriss die Nachricht vom Ausscheiden der Bremer Universität aus dem Gerangel um »Exzellenz«-Gelder die Herbstferienruhe in der Hansestadt. Der Hintergrund: Die selbstverwaltete Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, schreibt Förderprogramme aus, auf die sich die jeweiligen Adressaten bewerben können. Zur Zeit läuft unter anderen die »Exzellenzinitiative«, die den darin aufgenommenen Wissenschaftseinrichtungen einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr bringt. Nächstes Jahr ist damit Schluss, ab 2019 soll mit der »Exzellenzstrategie« ein neues Programm mit geänderten Regeln beginnen. Es hätte der Bremer Uni bis zu 26 Millionen pro Jahr beschert - wäre sie nicht schon in der ersten Bewerbungsrunde ausgeschieden.
Das war der Fall, weil die DFG, deren Finanzmittel fast komplett von Bund und Ländern stammen, nun mindestens zwei als »exzellent« ausgezeichnete Bereiche pro Bewerbereinrichtung verlangt. Die Bremer Universität kam nur mit einem Bereich aus den Meereswissenschaften durch, der als einzelner im Rennen bleibt. Gewinnt das Projekt, so wären zwar bis zu elf Millionen Euro Förderung pro Jahr drin. Doch die stünden nicht der Hochschule insgesamt, sondern nur dem möglichen Siegerprojekt zur Verfügung.
Das Ausscheiden der Universität löste in Bremen Bestürzung aus. Denn von den Bildungs- und Wissenschaftsakteuren bis zur heimischen Wirtschaft, der Politik und den Tourismusförderern waren alle von einer Weiterförderung ausgegangen. Und vom Beibehalt des werbeträchtigen »Exzellenz«-Titels für Hochschule und Stadt.
Der Bremer Uni-Rektor, Bernd Scholz-Reiter, war zunächst von einem Irrtum in der Mitteilung der DFG ausgegangen und stand kurz davor, deshalb bei der DFG anzurufen. Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) zeigte sich eine Schrecksekunde lang sprachlos vor der geladenen Presse, die zum Großteil auch mit einer Fortführung des »Exzellenz-Titels« rechnete. Quante-Brandt fing dann zu stammeln an, Bremen werde irgendwie ausgleichende Millionen für die Universität auftreiben.
Es ist nicht klar, ob die Wissenschaftssenatorin in diesem Moment daran dachte, dass Bremens grüne Finanzsenatorin, Karoline Linnert, kurz zuvor über den vom Senat beschlossenen Finanzplan für 2017-2021 jubilierte, weil der »unverplante Reserven« enthalte: 89 Millionen Euro für 2020 und 229 Millionen für 2021. Aus dem Hause Linnerts kommt auf nd-Nachfrage eine zurückhaltende Antwort. Es sei zu berücksichtigen, dass sich »der Haushalt für die Jahre 2018/2019 in der parlamentarischen Beratung befindet«. Und auch für die Jahre 2020 und 2021 gebe es deshalb noch kein Haushaltsaufstellungsverfahren.
Die in Bremen-Nord ansässige, private Jacobs University (JUB) ließ über ihren Sprecher im Bremer »Weser Kurier« erklären, dass sie sich über das gute Abschneiden der Meereswissenschaften der Uni freue. Weiter wurde bedauert, dass die Uni den Exzellenzstatus verlieren wird, weil dieser Bremen als hervorragenden Hochschulstandort gestärkt hätte.
Die Frage ist, inwieweit dieses Statement auf der eigenen Situation fußt. Die Lage der Privat-Uni ist prekär und für Bremen risikoreich. Denn es hat eine 50-Millionen-Euro-Bürgschaft für die JUB abgegeben und jährliche Millionenzuschüsse gezahlt, die aber zum Jahresende eingestellt werden sollen. Eine Weiterzahlung ließe sich angesichts der Lage der Universität auch schwerlich vermitteln.
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