Zugblockade auf dem Weg nach Gronau

Atomkraftgegner kritisieren mit der Aktion den Betrieb der Urananreicherungsanlage

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 2 Min.

Während das Sturmtief Xavier über Deutschland tobte, hatte die Deutsche Bahn am Donnerstagabend einen Großteil ihres Schienenverkehrs eingestellt. Ein Zug allerdings sollte sein Ziel, die Anreicherungsanlage im westfälischen Gronau, unbedingt erreichen, wenn es nach den Plänen der Bahn gegangen wäre. Nicht der Sturm, sondern Atomkraftgegner durchkreuzten diesen Plan. Gegen 17:40 Uhr wurden zwei Personen vor dem Zug im Gleisbett entdeckt. Sie wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen. Während der Zug still stand, begaben sich zwei weitere Gruppen auf die Gleise und errichteten mit Hilfe von Betonblöcken Blockaden vor und hinter dem Zug. Auf der Strecke zwischen Münster und Gronau ging daraufhin nichts mehr.

Mit ihrer Aktion kritisierten die Atomkraftgegner den Betrieb der Anreicherungsanlage. Sie ist die einzige ihrer Art in Deutschland. Betreiber der Anlage ist die britische Urenco-Gruppe. Die deutschen Energiemonopolisten RWE und E.on besitzen jeweils ein Sechstel des Unternehmens. Rund ein Viertel der weltweiten Urananreicherung wird von Urenco durchgeführt. Uranhexafluorid, das in angereicherter Form in Atomkraftwerken eingesetzt wird, wird aus Russland, den USA und Kanada nach Gronau transportiert. Nach der Anreicherung wird das Uranhexafluorid zum Großteil im Ausland, aber auch im niedersächsischen Lingen zu Brennelementen weiterverarbeitet. Abgereichertes Uran, das in Gronau übrig bleibt, wird dort zum Großteil unter freiem Himmel gelagert und das, obwohl es weiterhin schwach radioaktiv und als Schwermetall giftig ist. »Die Produktion von Atomstrom muss jetzt eingestellt werden. Der Prozess ist nicht ohne massive Zerstörung von Lebensräumen, erhebliche Unfallgefahren und unfassbare Mengen hochgefährlichen und unendlich lang strahlenden Abfalls möglich. Wir werden uns so lange gegen Atomenergie zur Wehr setzen, bis die letzte Atomanlage stillgelegt ist«, erklärte eine der Personen, die sich vor dem Uranzug angekettet hatten.

Bei der Beseitigung der Blockaden sei die Polizei äußerst rüde vorgegangen, kritisieren die Blockierer im Kurznachrichtendienst Twitter. Die für solche Einsätze geschulte Technischen Einsatzeinheit hatte offenbar größere Probleme mit der Ankettvorrichtung. Polizisten sollen von einer der kompliziertesten Ankettaktionen seit Jahren gesprochen haben. Um die Angeketteten zum Aufgeben zu bewegen, wurden ihnen trotz Regen und Kälte die mitgebrachten Schlafsäcke und Planen weggenommen. Die Polizei spricht davon, dass sich »Personen derart an den Gleisen befestigt hatten, dass sie mit Spezialgeräten befreit werden mussten«.

Insgesamt wurden zwölf Personen bei der Aktion in Gewahrsam genommen. Insgesamt dauerte die Blockade 14 Stunden. Der Uranzug konnte seinen Weg erst am Freitagnachmittag fortsetzen. Ihr Ziel, die »die menschen- und umweltverachtende Uranverarbeitung« zu unterbrechen, haben die Aktivisten jedenfalls erreicht.

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