»Wir wollen klingende Kassen und Frieden«

Das Bremer Wirtschaftsressort möchte die Oberhoheit über den berühmten Freimarkt - das gefällt nicht allen

  • A.Cäcilie Bachmann, Bremen
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Freitag startet der Bremer Freimarkt, das Volksfest gehört mit erwarteten vier Millionen Gästen zu den größten Deutschlands. Die diesjährige Ausgabe läuft bis zum 29.Oktober - und da bis dahin noch zwei Werder-Bremen-Heimspiele anstehen, werden die Besucherzahlen wahrscheinlich noch in die Höhe getrieben. Für den 21. Oktober ist ein großer Umzug mit rund 1500 Aktiven geplant, zum letzten Tag gehört eine »Beerdigung« mit Kapelle und ein in die Weser geworfener Sarg.

Ein Großaufgebot an Akteuren des aktuellen Freimarkts präsentierte sich am Dienstag gemeinsam der Presse, wobei die Harmonie unter ihnen zerbrechlich wirkte. Zwar wurde immer wieder das Wort »Wir« bemüht, doch gemeint waren jeweils unterschiedliche Gruppen.

Auffällig war in diesem Jahr, in dem erstmals das SPD-geführte Wirtschaftsressort für schaustellerische Angelegenheiten und damit auch für den Freimarkt zuständig ist, dass die Abteilungsleiterin für Marktangelegenheiten, Marita Wessel-Niepel, die schnellste am Mikrofon war und die als sonst eher als eloquent bekannten Vertreter der Bremer Schaustellerverbände, Susanne Keuneke und Rudolf Robrahn, sich bedeckt hielten.

Der neuen Markt-Abteilungsleiterin ging das »Wir« flüssig über die Lippen, auch als die Frage nach der Selbstständigkeit der Schaustellerverbände gestellt wurde. »Wir sind für Gewerbe und Märkte zuständig. Wir sind alle unter einem Dach, alle unter einer Hand«, betonte Wessel-Niepel - und meinte ihre Hand.

Da meldete sich Robrahn als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Bremer Märkte (AGM) zu Wort und erklärte ruhig: »Wir legen sehr Wert auf den sehr sensiblen Umgang mit unseren Volksfesten!« Es klang, als schlösse das Wessel-Niepel nicht ein. Diese nutzte das Stichwort »Sensibilität« als Argument dafür, dass die Sonntags-Frühschoppen in den Zelten nur mit vorherigem Kartenkauf besucht werden können, weil der Freimarkt ein Familienfest bleiben solle.

Da meldete sich die »Fest-Wirtin«, die Chefin des größten Zeltes auf dem »Freimarkt«: »Wir sind schon ausverkauft!« Das möge die Presse bitte melden. Dies wiederum rief den Veranstaltungsleiter eines kleineren Zeltes auf den Plan. Das »Wir« gelte nicht für ihn. Die Presse möge bitte melden, dass es für »sein« Zelt noch Karten gebe.

Als großes Novum und Zeichen der Wertschätzung des Marktes wurde angekündigt, dass in diesem Jahr erstmals statt des Innensenators der Bremer Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) den Anstich übernehme. Ob dieser Auftritt die Popularität des öffentlichkeitsscheu wirkenden Sieling nachhaltig steigern kann, sei dahin gestellt. Gebrauchen könnte er es schon, schließlich wird Anfang 2019 in Bremen gewählt.

Ein echtes Novum für die offizielle Freimarkt-Eröffnung wäre eine Frau. Das wird von den Verantwortlichen freundlich übergangen mit der Ankündigung, dass es wieder eine »Ladies-Night« geben wird, was 2500 Karten für Eintrittsvergünstigungen für Frauen an jenem Abend bedeutet. Auch einen »Oma-Opa-Enkel-Tag« wird es laut AGM-Geschäftsführer Wolfang Ahrens wieder geben. »Wir werden da nach Augenschein vorgehen«, sagte er und meinte augenzwinkernd, niemand müsse per Pass seinen Oma- oder Opa-Status nachweisen.

Auch der polizeilich für den Freimarkt zuständige Kai Ditzel bemühte ein »Wir«, das wohl das einzige allgemeingültige in dieser Runde war: »Wir wollen klingende Kassen und Frieden. Das ist das Ziel!«

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