Knapper Wohnraum für Studierende

Bildungsrauschen

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Wohnungsnot Studierender ist nicht allein in Berlin ein drängendes Problem. Anfang des Jahres beklagte der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Achim Meyer auf der Heyde, dass es trotz »amtlich prognostiziertem Anstieg Studierender« Bund und Länder vernachlässigt haben, in Wohnraum zu investieren. Das Soziale sei der »blinde Fleck« in der Bildungsplanung, schreibt auf der Heyde auf studentenwerk.de. Dabei hätte der Bund mit Lockerung des Kooperationsverbots direkt Studentenwerke fördern können. Stattdessen habe man, so auf der Heyde, sich »vornehm zurückgehalten« und mit einer »angeblichen Alleinzuständigkeit« der Bundesländer für den Studentenwohnungsbau herausgeredet. Allein das Bundesministerium für Umwelt, Bau, Naturschutz und Reaktorsicherheit habe 120 Millionen Euro in Wohnungen für Studierende und Auszubildende gesteckt. Nur sei dies genauso ein Tropfen auf den heißen Stein wie die Aufstockung des sozialen Wohnungsbaus in den Ländern um 1,5 Milliarden Euro. All diese Anstrengungen decken »bei weitem nicht« den Bedarf.

Und so sieht es zum Wintersemester auch diesem Jahr düster aus. Laut zeit.de kann das Studierendenwerk Hamburg den 1400 vorstelligen Studierenden lediglich 700 Plätze anbieten. Zwar kämen im Laufe des Semesters Studierende irgendwo unter, doch sei der Wohnraum mit durchschnittlich 373 Euro Miete pro Monat zu teuer. Auch die Preise des Studierendenwerks bewegen sich laut studierendenwerk-hamburg.de zwischen 244 und 415 Euro.

In Frankfurt am Main drängen private Anbieter in die Lücke und bieten Luxus-Studentenwohnheime an. Da kostet ein 21 Quadratmeter großes Zimmer schon einmal 700 Euro, so fnp.de. Und sie gehen auch ohne Bedarf an hauseigenem Fitnessraum, Dachterrasse samt Concierge weg, finden Studierende doch in Frankfurt genauso wenig wie in den anderen Universitätsstädten geeigneten Wohnraum. »Viele hier haben keine Wahl, sie müssen sich diesen Luxus leisten.«

Auch Baden-Württemberg verzeichnet Wohnraumangel. In Heidelberg stehen 4700 Anfragen 1205 freie Plätze gegenüber, in Tübingen warten 1300 Studierende, in Stuttgart an die 3800 auf einen Wohnheimplatz. Übrig bleibt den Studierenden nur, sich über Monate von »Zwischenmiete zu Zwischenmiete« zu hangeln (pz-news.de).

Laut einer Studie des Berliner Moses-Mendelssohn-Instituts (MMI) hat sich dieses Jahr, gemessen an 2016, die Wohnungssituation für Studierende in »einigen deutschen Hochschulstädten noch einmal verschlechtert«. Angeführt von München folgen Hamburg und Frankfurt. Immer noch dramatisch ist die Lage in Tübingen, Nürnberg, Leipzig, Rostock, Kassel, Fulda, Oldenburg, Essen und Marburg. In Teilen habe sich hier die Situation »deutlich verschärft«. Auch ein Wohngemeinschaftsplatz koste bundesweit im Schnitt 353 Euro, 208 in Cottbus und 570 in München. Damit seien WG-Zimmer seit 2012 um 20 Prozent gestiegen. Wenn selbst Studierendenwerke »nur noch 9,7 Prozent« des Bedarfs decken, werde zu wenig gebaut. So werde die Preisspirale weiter anziehen (moses-mendelssohn-institut.de). Lena Tietgen

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