Fischerdörfer am Atlantik in Flammen
Mindestens 35 Tote bei Wald- und Buschbränden in Portugal und Spanien
Portugal wird vier Monate nach den verheerenden Waldbränden mit 63 Todesopfern erneut von einer Feuersbrunst heimgesucht. Mindestens 31 Menschen kamen bei Bränden in mehreren mittelportugiesischen Bezirken ums Leben, teilte die Zivilschutzbehörde am Montag mit. Auch ein Säugling, nur einen Monat alt, verlor in den Flammen sein Leben. Etwa 50 Bewohner wurden verletzt, 15 von ihnen schwer. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer steigt, da die Rettungskräfte noch nicht in alle Gebiete gelangen konnten.
Besonders betroffen sind diesmal die Bezirke Coimbra und Castelo Branco in der Mitte Portugals sowie weiter nördlich der Bezirk Viseu. Ein Sprecher der Zivilschutzbehörde nannte 65 Brandherde, davon 32 besonders heftig wütende Feuer. Die Behörden riefen die Menschen am Montag auf, selbst gegen die Flammen vorzugehen, da nicht überall auf die Feuerwehrleute gewartet werden könne. Zahlreichen Straßen waren nicht mehr passierbar.
Die Flammenwände erreichten am Montag Fischerdörfer an der Atlantikküste. In der Kleinstadt Mira im Bezirk Cuimbra wurden zahlreiche Häuser zum Raub der Flammen, berichtete die Zeitung »O Público«. Auch in der Umgebung seien Dörfer von den Flammen überrannt worden, sagte der Präsident des Stadtrats von Mira, Raúl Almeida, der Nachrichtenagentur Lusa. Nur mit Hilfe von 40 freiwilligen Helfern sei es den Feuerwehrkräften in Mira gelungen, ein weiteres Vordringen der Flammen zu stoppen.
Bei den Toten handelt es sich um Bewohner aus dem Katastrophengebiet. Zunächst gab es keine Hinweise, dass auch Feuerwehrleute umkamen. Ein Sprecher der Zivilschutzbehörde wies Kritik an den Behörden zurück: Grund für die Eskalation der Lage sei nicht eine falsche Strategie der Brandbekämpfung, sondern die Heftigkeit der Brände und die besonders große Trockenheit in diesem Jahr. Warmer Südwind fachte die Brände an. Die Einsatzkräfte hoffen auf ein Atlantiktief, das Regen bringen soll.
Im Juni waren bei Bränden im Bezirk Leira in der Mitte Portugals mindestens 63 Menschen ums Leben gekommen. Das Zentrum lag bei Pedrógão Grande, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon. Im August brachen in der Mitte Portugals erneut mehr als 150 Waldbrände aus. Auch damals hatte das beständig heiße und trockene Wetter die Ausbreitung der Flammen begünstigt.
Bei Wald- und Buschbränden in der nordwestspanischen Provinz Galicien starben mindestens vier Menschen. Der Vertreter der spanischen Regierung in der autonomen Region, Santiago Villanueva, sagte, alle Feuer dort seien vermutlich von Brandstiftern gelegt worden. Gegen mehrere Verdächtige werde ermittelt.
Etwa 20 von den Bränden bedrohte Ortschaften wurden evakuiert. Auch ein Studentenwohnheim der Universität Vigo und eine Fabrik des Automobilherstellers PSA Peugeot Citröen wurden geräumt. Insgesamt wurden in der Region bis zu 200 Brandherde registriert, 60 Feuer brachen am Sonntagnachmittag aus.
Ein 67 Jahre alter Mann starb bei Carballeda de Avia, als er die sich seinem Haus nähernden Flammen löschen wollte, wie die Zeitung »El Mundo« berichtete.
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy eilte am Montag nach Galicien, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Der galicische Regierungschef Alberto Núñez Feijóo betonte, dass er die Brandstifter verabscheue. Der Ministerrat der Regionalregierung kam zu einer Sondersitzung zusammen.
In Kalifornien zeigt unterdessen der Einsatz von 11 000 Feuerwehrleuten Erfolg. Bei abflauenden Winden und etwas kühleren Temperaturen meldeten die Behörden »gute Fortschritte« bei der Eindämmung von fünfzehn größeren Buschbränden im US-Westküstenstaat.
Nach dem einwöchigen Wüten einer verheerenden Feuerwalze nördlich von San Francisco ist die Zahl der Toten auf 40 gestiegen. Die Suche nach möglichen Opfern in verkohlten Überresten von Wohnvierteln und in den ländlichen Regionen der bekannten Weintäler um Sonoma und Napa dauerte an. Nach Schätzungen wurden 5700 Gebäude vernichtet. dpa/nd
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