- Kommentare
- Rücktritt von Stanislaw Tillich
Mit dem Teufel gegen den Teufel
Wolfgang Hübner über das Politbeben in Sachsen
Von Kurt Biedenkopf ist aus den 90ern das Bonmot überliefert, Sachsen brauche keine Komitees für Gerechtigkeit, seine Landesregierung sei quasi selbst ein solches. Mit dieser Behauptung wollte der sächsische Ministerpräsident jenen Initiativen den Wind aus den Segeln nehmen, die sich gegen die soziale Spaltung und die Benachteiligung des Ostens wandten.
Biedenkopf musste irgendwann aufgrund mehrerer Affären zurücktreten. Nun hat der inzwischen 87-Jährige dazu beigetragen, seinen Nach-Nachfolger Stanislaw Tillich abzusägen. Den ereilte ein ähnliches Schicksal wie den Vor-Vorgänger: Etliche Jahre im Amt, erwies er sich als blind gegenüber einem der politischen Hauptprobleme im Lande; diesmal war es der wachsende Rechtsextremismus und -populismus. Dass der vor allem im - so die Perspektive der Sachsen-CDU - ostdeutschen Musterland grassierte, erst in Gestalt der NPD, dann von Pegida, dann der AfD, gab den selbstgefälligen Christdemokraten nur wenig zu denken. Bis zur Bundestagswahl vor einigen Wochen, als die AfD stärkste Partei in Sachsen wurde und die CDU auf den Boden der Tatsachen holte.
Seitdem wird in der Sachsen-CDU über einen Rechtsruck als mögliche Strategie gegen die Rechtspopulisten gestritten. Also Teufelsaustreibung mit Hilfe des Teufels. Künftig ohne Tillich. Sein designierter Nachfolger Michael Kretschmer übrigens ist ein ausgewiesener Hardliner - selbst für sächsische Verhältnisse.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.