Virtuos

Dizzy Gillespie 100

  • Hansdieter Grünfeld
  • Lesedauer: 2 Min.

Er gilt, genau wie Thelonious Monk, Kenny Clarke, Max Roach oder Charlie Parker, als einer der Väter der Jazzmoderne. Der Trompeter, Sänger, Bandleader und Komponist Dizzy Gillespie, der 1993 starb, würde heute seinen 100. Geburtstag feiern.

Mit drei Jahren begann er Klavier zu spielen, dann Zugposaune und später Trompete. Im Gegensatz zu den erwähnten Kollegen, mit denen er musikalisch ab 1941 nächtens in »Mintons Playhouse« den Bebop kreierte, behielt Gillespie jedoch bewusst ein Standbein in der Tradition. So schrieb er Arrangements für die Jimmy Dorsey Band oder spielte bei Duke Ellington, aber auch ab 1942, gemeinsam mit Charlie Parker, in der progressiven Billy Eckstine Band oder bei Oscar Pettiford.

Erste eigene Combos und Big Bands leitete er ab 1946. Den Scat-Gesang Louis Armstrongs führte er, mit bisweilen surrealen Texten, zu neuen humoristischen Höhepunkten und entthronte den bisherigen »King of Jazz« durch sein virtuoseres Trompetenspiel. Dass sich Armstrong und Gillespie jedoch menschlich wie musikalisch glänzend verstanden, belegen Einspielungen wie »Umbrella Man« und gemeinsame Paris-Auftritte.

Gillespie war der erste Jazzmusiker, der sich melodisch wie rhythmisch bewusst auf afrokubanische Einflüsse bezog. Seine Trompete mit dem 45 Grad nach oben gebogenen Schalltrichter, seine Abscheu gegen Rassismus und seine Freundlichkeit machten ihn zur Integrationsfigur des Bebop. Kompositionen wie »Night in Tunisia« oder »Groovin’ High« sichern ihm bleibende Erinnerung, ebenso wie die Tatsache, dass er besonders kubanische Künstler wie Chano Pozo oder Arturo Sandoval vorstellte und förderte. Hansdieter Grünfeld

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