Moderatorin kämpft für gleiches Gehalt
Australiens Männer verdienen im Durchschnitt 15,3 Prozent mehr als Frauen
Vor etwas über einem Jahr sprach Lisa Wilkinson bei einer Veranstaltung noch mit anderen australischen Frauen über das Thema Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen. Jetzt musste die beliebte australische Moderatorin feststellen, dass auch sie deutlich weniger verdiente als ihr männlicher Co-Moderator, mit dem sie seit über zehn Jahren eine beliebte Frühstückssendung beim Fernsehsender Channel Nine moderierte. Wilkinson, die dafür bekannt ist, sich für Frauenthemen zu engagieren und aktiv im Kampf gegen häusliche Gewalt ist, scheute auch die Auseinandersetzung mit ihrem Arbeitgeber nicht.
Sechs Monate pochte sie auf eine Gehaltsangleichung. Als der Sender ihr Gehalt jedoch nicht auf das ihres männlichen Kollegen angleichen und ihren Vertrag deswegen nicht verlängern wollte, ging die 57-Jährige in die Offensive. Sie zog kurzerhand ein Angebot der Konkurrenz aus dem Ärmel und wird nun künftig beim Sender Channel Ten ein beliebtes Nachrichtenprogramm am Abend moderieren.
Ihr Co-Moderator Karl Stefanovic, der sie in der Sendung am Montag verabschiedete, schwieg auf sozialen Medien zu dem Gehaltsunterschied, der laut lokalen Medien mehrere hunderttausend Dollar betragen haben soll. Dabei machte Stefanovic erst 2014 noch internationale Schlagzeilen mit einem feministischen Experiment. Damals gab er bekannt, dass er ein Jahr lang jeden Tag denselben Anzug im Fernsehen getragen habe. Dies war keinem Zuschauer aufgefallen, während sich seine weiblichen Kolleginnen, darunter Lisa Wilkinson, ständiger Kritik wegen ihrer Kleidung ausgesetzt sahen. In Interviews prangerte er damals noch an, wie sehr Frauen und Männer mit zweierlei Maß gemessen würden.
Von australischen Frauen erhielt die Journalistin dagegen auf sozialen Medien viel Zuspruch für ihr konsequentes Handeln. Ihre Tochter schrieb auf Instagram: »Danke, Mama, dass du den Weg für die nächste Generation bereitest und jede andere danach. Du bist heute Abend eine Anführerin und eine Inspiration für so viele.« Auf Twitter schrieben Social Media-Nutzerinnen: »Danke, dass Sie dafür kämpfen, was Ihnen zusteht. Ein Hoch auf die Gleichberechtigung.« Eine andere Frau schrieb, Integrität habe gewonnen und der andere Sender habe damit ein echtes Talent zu sich geholt. Und eine dritte Internetnutzerin postete: »Die Today Show wird nicht mehr das Wahre sein ohne Sie. Aber danke: Seit den 80ern haben Sie für Frauen gekämpft und tun es noch immer.«
Australien hat zwar seit den 1980er Jahren ein Antidiskriminierungsgesetz, trotzdem liegt der Gehaltsunterschied seit den 90ern stets zwischen 15 und 18 Prozent. Laut der Workplace Gender Equality Agency der australischen Regierung verdienen Männer derzeit im Durchschnitt 15,3 Prozent mehr als Frauen.
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