Mehr Verantwortung, wenig Anerkennung

Der Wandel der Hochschulen erhöht auch für nicht wissenschaftlich Beschäftigte die Anforderungen

Sie tauchen meist als »Sonstige« in der Personalaufstellung von Hochschulen auf: Bibliothekarinnen, Techniker oder Sekretärinnen. Als wäre es schon in dieser Rubrizierung angelegt, fällt diese Gruppe der überwiegend weiblichen Hochschulbeschäftigten meist hinten runter, wenn über den grundlegenden Wandel der Hochschulen debattiert wird. Dabei sind sie von der Umstellung auf Bachelor und Master, Verwaltungsmodernisierung und Digitalisierung ebenso betroffen wie Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und Studierende. Nun haben Berliner Hochschulforscher im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zum ersten Mal genauer untersucht, was sich für die 160 000 »wissenschaftunterstützenden Beschäftigten« in Verwaltung, Rechenzentren, Haustechnik, Bibliotheken und Laboren verändert hat. Zusammengefasst brachten die vergangenen 20 Jahre für sie: höhere Anforderungen bei gleichbleibend niedriger Bezahlung. Auch die häufige Befristung der Stellen ist problematisch. Fast jeder vierte Vertrag hat ein festes Ablaufdatum.

Allein die gestiegene Zahl der Studienanfänger erhöht den Arbeitsumfang deutlich, weil nicht im gleichen Maße zusätzliches Personal eingestellt wurde. Begannen 1997 noch 268 000 junge Menschen ein Studium, sind es heute über 500 000, die sich zu Prüfungen anmelden, Bücher ausleihen oder sonst ein Problem klären wollen. Zwar helfen neue Computersysteme, weil man nun »in zwei Stunden« schafft, »wo man früher vielleicht ein paar Tage, eine Woche gebraucht hat«, wie eine Interviewte in der Studie erklärt. Allerdings hat die Technik selbst auch ihre Tücken und bereitet so zusätzliche Arbeit.

Die Anforderungen sind der Böckler-Studie zufolge in sämtlichen Abteilungen gestiegen: Die Rechenzentren müssen IT-Systeme zur Verwaltung der Studienleistungen am Laufen halten und sie an ständig geänderte Prüfungsordnungen anpassen. Haustechniker sind keine Handwerker mehr, die kleine Reparaturen durchführen, sondern Manager, die Fremdfirmen beauftragen und beaufsichtigen. Laborassistenten müssen die Studierenden auf Englisch einweisen, Sekretärinnen sind in der Regel für so ziemlich alles zuständig. Gewachsen sind auch Dokumentations- und Berichtspflichten: »Früher habe ich, um einen Euro auszugeben, drei Formulare gebraucht. Heute brauche ich für diesen gleichen Euro zwölf Formulare mindestens«, wird eine Hochschulangestellte zitiert.

Die Veränderungen sind nicht nur Grund für Klage. Im Gegenteil: Viele schätzen, dass ihre Arbeit heute interessanter ist als früher. Ärger herrscht aber darüber, dass die gestiegene Verantwortung und Belastung sich nicht in höheren Eingruppierungen niederschlägt. Dies wird von den Befragten auch als fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit empfunden, halten die Autoren der Studie fest. Insbesondere von Seiten der Hochschulleitungen vermissen sie demnach Anerkennung.

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