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Leben und Lieben in Luanda

Angola-Anthologie

  • Manfred Loimeier
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf den ersten Blick wirkt dieses Büchlein unscheinbar, und der Titel »Angola entdecken!« mutet an wie der Tipp einer Reisebroschüre oder wie ein Buchtitel aus der Zeit der internationalen Dritte-Welt-Solidarität in den 1970ern. »Eine Anthologie«, ist immerhin noch auf dem Fuß des Covers zu lesen, aber der Name der Herausgeberin ist erst im Innern zu entdecken. Dabei handelt es sich mit Barbara Mesquita um eine renommierte Kennerin der lusophonen Literatur insbesondere auch afrikanischer Länder - und eigentlich ist der Name dieser erfahrenen Übersetzerin an sich schon ein Gütesiegel. Das zeigt sich dann auch gleich im Vorwort, in dem Mesquita ihre Textauswahl begründet und dabei en passant einen kurzen Abriss der Rezeption angolanischer Literatur in Deutschland - in der BRD ebenso wie früher in der DDR - gibt.

Man mag beklagen, dass mit José Eduardo Agualusa ein namhafter Autor Angolas in dieser Anthologie nicht zu finden ist. Aber dafür sind mit Ondjaki, Pepetela, Luandino Vieira, Castro Soromenho und João Melo ausreichend weitere populäre Schriftsteller dabei. Dass weibliche Stimmen fehlen, liegt gewiss nicht an der Herausgeberin, sondern am Literaturmarkt Angolas. Unterteilt ist »Angola entdecken« grob in Kolonialzeit, Unabhängigkeit, Bürgerkrieg und Gegenwart - ein Glossar samt Autorenverzeichnis kommt hinzu. Die Auswahl ermöglicht damit einerseits eine literaturhistorische Lektüre, die thematisch ausgewählte Schwerpunkte setzt und nicht der Versuchung unterliegt, in der Fülle der kolonialkritischen Werke und der Kriegsromane unterzugehen. Andererseits wird durch diesen Bogen sehr klar auch die stilistische Entwicklung in der Literatur Angolas deutlich - von den Einflüssen der oralen Literatur bei Henrique Guerra über das realistische Schreiben Pepetelas bis zu der Parabelhaftigkeit bei Mena Abrantes oder den formalen Experimenten von Ondjaki oder João Melo. Humor, Ironie und Sinn für Absurdität werden als Charakteristika des literarischen Schreibens in Angola ebenso deutlich.

Damit erfüllt dieser Band zweierlei: Zum einen liefert er einen hervorragenden Überblick über die Gegenwartsliteratur Angolas, zum anderen macht er Lust darauf, von dem einen oder anderen Autor mehr zu lesen oder sogar noch nach weiteren Werken anderer angolanischer Schriftsteller Ausschau zu halten. Mehr kann eine Anthologie nicht leisten - »Angola entdecken!« erfüllt insofern die höchsten Erwartungen.

Barbara Mesquita (Hg.): Angola entdecken! Anthologie. Aus dem Portugiesischen von Inés Koebel und Barbara Mesquita. Arachne Verlag, 170 S., br., 18 €.

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