Krebsmedikament ausgebrütet

Forscher haben Hühner gentechnisch verändert, sodass ihre Eier Interferon liefern. Von Susanne Steffen

  • Lesedauer: 2 Min.

Japanischen Wissenschaftlern ist es gelungen, Hühner zu züchten, deren Eier das Protein Beta-Interferon enthalten. Dieses bislang extrem teure Medikament wird zur Behandlung verschiedener Krebsarten, Hepatitis und Multipler Sklerose eingesetzt.

Ziel ist es, das potenziell lebensrettende Medikament, das vor allem in der als bahnbrechend gefeierten Immuntherapie zur Krebsbehandlung eingesetzt wird, kostengünstig zu produzieren. Derzeit kostet die synthetische Herstellung weniger Mikrogramm Beta-Interferon rund 850 Euro. Das Team vom National Institute of Advanced Science and Technology (AIST) hofft, dass die neue Produktionsmethode die Kosten auf etwa ein Zehntel senken kann.

Um an die mit dem Medikament angereicherten Eier zu kommen, haben die Forscher zunächst Beta-Interferon produzierende Gene in eine Vorstufe von Hühnerspermien eingebaut. Mit diesen Spermien wurden mehrere Generationen Hühner gezüchtet, bis einige der weiblichen Tiere die Gene geerbt hatten.

Mittlerweile besitzt das Team drei Hennen, die täglich Eier legen, in deren Eiweiß Beta-Interferon enthalten ist. Die Forscher hoffen, in Zukunft eine Population genetisch veränderter Hühner zu züchten, deren Eier jeweils bis zu 100 Milligramm des begehrten Immun-Botenstoffs enthalten. Bevor allerdings Krebsmedikamente mit den Hühner-Wirkstoffen in den Handel kommen können, müssen sie noch verschiedene Sicherheitsprüfungen durchlaufen. Dieser Prozess kann mehrere Jahre dauern.

Vorerst planen die japanischen Forscher daher, ihr Beta-Interferon für Forschungszwecke an Pharmazieunternehmen zu verkaufen. Denen wollen sie den Wirkstoff ab nächstes Jahr erstmal für etwa die Hälfte des marktüblichen Preises anbieten.

Das Interferon wird derzeit unter anderem zur Behandlung von Hautkrebs und Hepatitis sowie in der Virusforschung eingesetzt. Beta-Interferon Beta stimuliert das körpereigene Immunsystem und hilft dem Körper, seine eigenen Abwehrkräfte zur Krebsbekämpfung zu aktivieren.

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