Was kostet die Bildung im Land?

Sachsen-Anhalt lässt erstmals externe Fachleute rechnen

  • Lesedauer: 3 Min.

Magdeburg. In aktuellen Diskussionen um die Schulen in Sachsen-Anhalt geht es meist um fehlende Lehrerinnen und Lehrer - den Privatschulen geht es auch ums Geld. Das Land sucht jetzt neutrale Gutachter, die die tatsächlichen Schülerkosten berechnen sollen. Von Donnerstag an läuft die Ausschreibung für die Untersuchung, wie ein Sprecher des Ministeriums für Bildung in Magdeburg sagte. Erstmals werde das Land nicht selbst die Kosten der Schülerinnen und Schüler berechnen, sondern externe Fachleute.

Grund für das 120 000 Euro teure Manöver: Eine unabhängige Stelle soll klären, ob die etwa 100 freien Schulen in dem Bundesland angemessene finanzielle Unterstützung vom Land bekommen. Im Januar soll der Auftrag vergeben werden, ein Jahr später sollen die Ergebnisse vorliegen.

Der Verband Deutscher Privatschulen, kurz VDP, moniert schon seit längerer Zeit, dass die Überweisungen des Landes zu knapp ausfielen. Das Bildungsministerium verweist darauf, dass die Unterstützung für die Privatschulen jedes Jahr steigt: Im Jahr 2014 seien es gut 95 Millionen Euro gewesen, in diesem Jahr stünden 111 Millionen Euro zur Verfügung, im kommenden Jahr noch einmal 15 Millionen Euro mehr. »Eine Milchmädchenrechnung«, kommentierte VDP-Landeschef Jürgen Banse.

»Wir entlasten faktisch den Landeshaushalt, weil immer mehr Schüler im Land an freien und nicht an öffentlichen Schulen lernen«, sagte Banse. Derzeit ist knapp jedes zehnte Schulkind an einer Privatschule angemeldet. »Aktuell bekommen wir etwa 55 Prozent der Kosten erstattet, die es für Schüler im staatlichen Bereich gibt«, rechnete er vor. »Wenn wir auf 80 bis 90 Prozent kommen, dann sind wir zufrieden und der Staat spart immer noch Geld.«

Privatschulen haben eine zusätzliche Einnahmequelle durch das Schulgeld, das die Eltern zahlen. Allerdings brauche es mehr Unterstützung vom Land, damit das Schulgeld nicht nur für besonders einkommensstarke Familien bezahlbar sei, so Banse. Derzeit steige der Konkurrenzkampf um gutes Personal wegen des allgemeinen Mangels von Lehrerinnen und Lehrer. Freie Träger müssten höhere Gehälter zahlen, einige sähen sich in ihrer Existenz bedroht.

»Die Erwartung an dieses Gutachten ist nun, dass es transparent und nachvollziehbar macht, wie die Finanzierung ist«, sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Danach gelte es, die gesetzlich fixierte Regelung für die Lehranstalten neu zu definieren. Den Vertreterinnen und Vertretern der Privatschulen dauert das allerdings zu lange. Ehe die Ergebnisse in ein neues Schulgesetz überführt seien, sei schon der nächste Landeshaushalt beschlossen, sagte Banse.

Sein Verband schlug daher vor, das Land möge in der Zwischenzeit pauschal 20 Prozent mehr überweisen. Zu diesem Vorschlag liefen Gespräche, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Man sei allerdings an den Haushalt gebunden und habe keinen Spielraum für ein Plus von jährlich 24 bis 25 Millionen Euro, hieß es. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.