IOC sperrt vier weitere russische Skilangläufer

Maxim Wylegschanin muss nun auch seine Silbermedaille von Sotschi zurückgeben. Er streitet Manipulationsvorwürfe ab und kündigt den Gang vor den CAS an

Der Schritt war erwartet worden, und doch zeigt er große Wirkung. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat vier weitere russische Skilangläufer auf Lebenszeit gesperrt und deren Ergebnisse von den Winterspielen 2014 in Sotschi annulliert. Dies bestätigten zunächst die Präsidentin des russischen Skiverbandes, Jelena Wjalbe, und später das IOC am Donnerstag, nachdem der Branchendienst »insidethegames« bereits darüber berichtet hatte.

Maxim Wylegschanin muss seine Silbermedaille vom 50-Kilometer-Wettbewerb zurückgeben. Die für Platz zwei mit der Staffel hatte er bereits verloren, nachdem Alexander Legkow vor einer Woche verurteilt worden war und unter anderem Gold über die 50 Kilometer aberkannt bekommen hatte. Da mit Ilja Tschernoussow ein weiterer, bislang unverdächtigter Russe Dritter des Rennens war, bleibt der Sieger offiziell ein Läufer der Gastgebernation.

Die Sperren, die auch gegen Alexej Petuchow, Julia Iwanowa und Jewgenija Schapowalowa ausgesprochen wurden, gelten nur für Olympia. Bei normalen Wettkämpfen sind die mittlerweile sechs verurteilten Athleten derweil noch immer startberechtigt. Der Skiweltverband FIS hatte sie einst suspendiert, wartet nun aber auf die Urteilsbegründungen der Oswald-Kommission vom IOC.

Russlands Präsident Wladimir Putin kritisierte unterdessen das Vorgehen des IOC und mutmaßte, dass die Entscheidungen mit der Präsidentschaftswahl 2018 in Verbindung stünde. Immerhin würden die Winterspiele in Pyeongchang im Februar ausgetragen. Vor Arbeitern in Tscheljabinsk fragte Putin am Donnerstag rhetorisch: »Und wann ist bei uns Präsidentenwahl? Im März. Es besteht der Verdacht, dass alles getan wird, um Unwillen bei Sportfans und Sportlern zu erregen, weil ihr Staat angeblich in Regelverstöße verwickelt ist.«

Dabei ist die Entscheidung, ob das IOC alle russischen Sportlern wegen einer systematischen Manipulation der Dopingproben in Sotschi ausschließt, noch gar nicht gefallen. Bislang wurden nur einzelne Athleten gesperrt, die auf einer Liste auftauchten, deren Proben in Sotschi vertauscht oder manipuliert werden sollten. »Insidethegames« zufolge wurde aus diesem Grund Adelina Sotnikowa freigesprochen. Auch bei ihren Proben waren Kratzspuren an den Deckeln entdeckt worden. Weil sie aber nicht auf der Liste stand, sollen die Beweise nicht ausgereicht haben. Mit 17 hatte Sotnikowa in Sotschi Gold gewonnen. In Pyeongchang wird sie allerdings verletzungsbedingt fehlen.

»Ich habe erwartet, dass das passieren kann, aber natürlich ist die Entscheidung unangenehm«, sagte Wylegschanin dem Portal »Sport-Express« am Donnerstag. »Mit Blick auf die Beweise gegen mich rechnete ich mit etwas ganz anderem. Ich stand ja einfach nur auf der Liste und habe keine Proben verkratzt. Natürlich werde ich Berufung einlegen.« Auch Russlands Skiverband kündigte am Donnerstag den Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne an.

In den vergangenen Tagen hatten russische Funktionäre und Politiker immer wieder mit einem Boykott der Spiele in Südkorea gedroht, sollten weitere russische Athleten gesperrt werden. Eine staatliche Untersuchungskommission hatte am Mittwoch alle Manipulationsvorwürfe für widerlegt erklärt und widersprach damit den Auffassungen des IOC und der Welt-Antidoping Agentur.

Das IOC hat bislang keine Urteilsbegründungen veröffentlicht, aus denen hervorgeht, welche Beweise nun genau für die Sperren ausschlaggebend waren. Wylegschanin trainiert derzeit in Schweden und bereitet sich weiter auf die Spiele vor. »Ich glaube, dass ich dort starten werde«, sagte er.

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