- Politik
- AfD-Politiker Jens Maier
Intoleranter soll für Toleranz werben
AfD schickt den Bundestagsabgeordneten Jens Maier in Beirat des »Bündnisses für Demokratie und Toleranz, gegen Extremismus und Gewalt«
Wenn die AfD eine Methode perfektioniert hat, ist es die der maximalen Provokation: Mit dem Einzug in den Bundestag kann die Rechtsaußenpartei nicht nur symbolisch wichtige Posten in parlamentarischen Ausschüssen besetzen. Auch jenseits der Reichstagskuppel darf die AfD nun Stühle in manch wichtigen Gremien einnehmen, in denen Vertreter des Bundestages mitentscheiden. So etwa im Beirat des »Bündnisses für Demokratie und Toleranz, gegen Extremismus und Gewalt«.
Und weil diese bei der Bundeszentrale für politische Bildung angesiedelte Institution im Gegensatz zu einem x-beliebigen Unterausschuss der breiteren Öffentlichkeit durchaus etwas sagt, entsendet die AfD dorthin keinen Hinterbänkler. Beim Engagement für Toleranz muss es schon jemand sein, der den Begriff maximal ins Absurde verdreht. Die Fraktion hat sich deshalb für den Dresdner Richter Jens Maier entschieden.
Für Toleranz setzt sich der unter dem Beinamen »Kleine Höcke« Bekanntgewordene auf seine ganz eigene Art ein. Etwa wenn er Seit’ an Seit’ mit Pegida in Dresden marschiert. Oder wenn Maier erklärt, vor dem Aufkommen der AfD hätten Menschen NPD gewählt, weil diese bis dahin die einzige Partei gewesen sei, »die immer geschlossen zu Deutschland gestanden« habe. Den Toleranzgedanken trug Maier gewiss auch tief im Herzen, als er im Frühjahr 2017 laut dem »Vorwärts« erklärte, der norwegische Rechtsterrorist Anders Breivik sei »aus Verzweiflung heraus zum Massenmörder geworden«. Null Toleranz zeigt der Bundestagsabgeordnete dagegen gegenüber einer multikulturellen Gesellschaft. Maier behauptet, in Deutschland sei derzeit eine »Herstellung von Mischvölkern« zu beobachten, »um die nationalen Identitäten auszulöschen«.
Insofern ist Maier ein Beispiel dafür, wie AfD-Vertreter Toleranz definieren: Von allen anderen fordern die Rechtsaußen, ihre Meinung als gleichberechtigt anzusehen – schreien selbst aber »Lügenpresse« und »Volksverräter«, wenn sie auf Widerspruch stoßen. Dieses Verhalten könnte damit zu tun haben, dass die AfD schon in ihrem Kern schlicht intolerant ist.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.