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25.000 Schweine täglich
Noch ein Mega-Schlachthof in Niedersachsen geplant
»Moin, moin und herzlich willkommen«, grüßt Bürgermeister Ludger Möller (CDU) freundlich von der Internetseite seiner Gemeinde Molbergen. Gut 8500 Menschen wohnen dort im Nordwesten Niedersachsens, im Kreis Cloppenburg, in etwa zwischen Bremen und der niederländischen Grenze gelegen. Dass dort jedoch auch der italienische Fleischkonzern Bresaole Pini mit einem Schlachtbetrieb willkommen ist, in dem täglich bis zu 25.000 Schweine für Speck und Schnitzel abgestochen werden können, dürften nicht alle Molbergener so sehen.
Mittlerweile regt sich Widerstand gegen die Pläne des europaweit agierenden Großunternehmens. Bürgerinnen und Bürger rechnen mit Belästigung durch Gestank, befürchten eine mit viel Lärm einhergehende Zunahme des Lkw-Verkehrs im Ort und fragen sich, ob und wie sehr eine solche Mega-Schlachterei negative Auswirkungen auf das Grundwasser haben könnte.
Positiv dagegen betrachten Landwirte das Vorhaben. Sie argumentieren: Ein solches Unternehmen in der Nähe würde den Transportweg zwischen Stall und Schlachtung verkürzen. Das wiederum spare Kosten, die örtlichen Schweinehalter wäre konkurrenzfähiger als ohne eine Ansiedlung von Bresaole Pini.
Bürgermeister Möller hat sich bislang nicht öffentlich geäußert, ob ihm die Schweineschlachter willkommen sind. Von seiner 13-köpfigen CDU-Fraktion, der stärksten im Gemeinderat, ist er nach Informationen des NDR aufgefordert worden, mit den italienischen Standortsuchern über eine mögliche Ansiedlung zu sprechen. Immerhin, so gibt die Union zu bedenken, könnte ein solch großer Betrieb mehrere Hundert Arbeitsplätze nach Molbergen bringen. Genügend Fläche dürfte vorhanden sein, die Gemeinde offeriert im Internet erschlossene Gewerbegebiete und wirbt: »Sie stehen Betrieben aller Art - auch Industriebetrieben - zur Verfügung.«
Aber was für Arbeitsplätze sollen entstehen? Solche, die auf Werkverträgen gründen? Davor warnt jetzt mit Blick nach Molbergen der katholische Priester Peter Kossen: Man brauche keinen »neuen Schauplatz moderner Sklaverei«. So hat der Geistliche schon des Öfteren Beschäftigungsverhältnisse bezeichnet, in denen osteuropäische Arbeiter durch Werkverträge ihren Subunternehmern »auf Gedeih und Verderb« ausgeliefert seien und von ihnen an die Fleischindustrie vermittelt werden. Nicht selten würden die Betroffenen zu horrenden Mietpreisen in unzumutbaren Behausungen untergebracht, so Kossen.
Unterstützung bekommt er von der Landespolitik. Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) möchte Mitarbeitern einer Großschlachterei im Kreis Cloppenburg, falls sie denn entsteht, Werkverträge ersparen. Schon als Bresaole Pini die Fühler in jene Region ausstreckte, hatte der Ressortchef betont, er lege Wert darauf, dass »echte sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen« geschaffen werden. Feste Arbeitsverträge müsse es geben und angemessenen Wohnraum für die künftigen Mitarbeiter, fordert Lies.
Cloppenburgs Landrat Johann Wimberg (CDU) indes fordert gar nichts von Bresaole Pini. Er will nur, dass das Unternehmen dem Kreis fernbleibt, und lässt sich offensichtlich durch die Verheißung von Arbeitsplätzen und ein Plus bei den Steuern nicht von seiner Haltung abbringen. »Unverträglich« sei das Projekt, zitiert der NDR den Kommunalpolitiker. Und: Die Nachteile für Umwelt und prekär Beschäftigte seien zu groß.
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