- Politik
- Friedensbewegung
Kampagnen für den Frieden
Friedensbewegung feiert 125-jähriges Jubiläum
Zum Jubiläum erringt die Friedensbewegung einen Erfolg: Der Waffenhersteller Heckler & Koch kündigt an, seine Produkte nur noch an Länder zu liefern, die dem Demokratie- und dem Korruptionsindex genügen und Menschenrechte achten. Die Firmendependance in Saudi-Arabien wurde bereits aufgelöst. »Diese Linie ist konsequenter als die freizügige Rüstungsexport-Genehmigungspolitik der Bundesregierung«, freut sich Jürgen Grässlin, Mitglied der DFG-VK - der »Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinte Kriegsdienstgegner_innen«. Der »Teilerfolg«, so Grässlin, geht auch auf das Konto der Friedensbewegung.
Die DFG-VK ist eine der ältesten und einflussreichsten Zusammenschlüsse der deutschen Friedensbewegung. Der Verband feiert dieses Wochenende auf seinem Bundeskongress in Berlin seinen 125. Geburtstag. Schon Ende des 19. Jahrhunderts ging man gegen Rüstung und die »imperiale Gefräßigkeit« von Staaten vor. Während der 1920er Jahre hatte der Verband noch rund 30 000 Mitglieder. Heute sind es nur noch 3500.
Auf dem Bundeskongress werden die Delegierten auch über die Frage entscheiden, wer den Verband künftig als Politischer Geschäftsführer koordiniert. Michael Schulze von Glaßer hatte die Aufgabe zuletzt in Vertretung für den langjährigen Amtsinhaber Monty Schädel übernommen, der wegen einer schweren Herzerkrankung ausfällt. Um den erkrankten Schädel gibt es jedoch Konflikte: Im Juni erhielt er ein Kündigungsschreiben der DFG-VK. Schädel zeigte sich auf seiner seiner Facebookseite schockiert: »Es gibt Dinge, die man in bestimmten Lebenssituationen so überhaupt nicht braucht, weil sie so gar nicht zusammen passen! - Herz-OP und Kündigung des Arbeitsvertrages sind zwei solcher Dinge.«
Warum der Vorstand den Weg der Kündigung beschritt, der juristisch nicht haltbar ist, bleibt unklar. Bundeskassenwart Christoph Neeb erklärte gegenüber »nd«: »Es gibt gegenwärtig keine wirksame Kündigung des Arbeitsvertrags mit Monty Schädel.« Offenbar strebt der Verband nun doch eine gütliche Einigung mit Schädel an, der sich - trotz Krankheit und Querelen - wieder zur Wahl stellen will. Er tritt gegen seinen Vertreter Schulze von Glaßer an, den Schädel selbst in die DFG-VK geholt hatte.
Schulze von Glaßer steht für die Modernisierung der Friedensbewegung. »Friedensgruppen sollten darauf achten, auch Themen zu bearbeiten, bei denen tatsächlich politische Erfolge erzielt werden können«, meint er. »Zeitkritisch und zielgruppenorientiert«, so wünscht sich Schulze von Glaser die kommenden Aktionen, die auch endlich wieder mehr junge Leute anlocken sollen.
Andere Teile der Friedensbewegung plädieren dafür, gewichtige Themen zu besetzen: Atomwaffen, NATO und Bundeswehr. Schulze von Glaßer bekundet zwar, diese Themen weiterhin beackern zu wollen, doch das jüngste Umlenken von Heckler & Koch stärkt die Befürworter seines pragmatischen Kurses. Auch wurde dieses Jahr bereits der Bau einer Munitionsfabrik in Lahr im Schwarzwald verhindert.
Mit ihrer Modernisierung hat die DFG-VK bereits begonnen: »Unicorns against Uniforms« - »Einhörner gegen Uniformen« ist ein Slogan, mit dem in rosa Fellkostüme gekleidete Aktivisten an Schulen gegen die Bundeswehr agitieren. Eine andere Kampagne zielt auf den Computerspiele-Hersteller Crytek, der seine Software an Armeen verkauft, die damit Soldaten für Kriegseinsätze vorbereiten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.