- Kommentare
- Thomas Ebeling
Ein bisschen ärmer
Simon Poelchau über den Abgang von Thomas Ebeling bei ProSiebenSat.1
Es gibt nicht viele Regeln beim Marketing, aber eine lautet, dass der Kunde König ist. Übersetzt auf die TV-Welt heißt das, dass nur die Quote zählt. Dies hätte man vielleicht Thomas Ebeling sagen sollen. Denn der langjährige Chef von ProSiebenSat.1 muss den Medienkonzern vorzeitig verlassen, nachdem er die Zuschauer nicht gerade charmant bezeichnet hatte.
Ein »bisschen fettleibig und ein bisschen arm« nannte Ebeling vor Aktienanalysten kürzlich die Kernzielgruppe der ihm anvertrauten Sender. Indem er seinen Ausspruch als »plakative Zuspitzung« abtat, hat der Manager sich nur halbherzig dafür entschuldigt.
Vielleicht hat Ebeling gehofft, dass er mit seinem despektierlichen Kommentar bei seinen Zuhörern auf einen ähnlichen Humor und Standesdünkel treffen würde. Doch zumindest der Konzern weiß offenbar, dass sich Zuschauer nicht gerne beschimpfen lassen - und hat den eh nicht mehr sehr motivierten Ebeling vorzeitig entlassen. Schließlich muss das Unternehmen hart um die Zuschauer kämpfen, weil sie der Schlüssel zur einzigen wirklichen Quelle von Erlösen sind: den Werbeeinahmen.
Insofern sollte der Nachfolger von Ebeling die Zuschauer lieber ein bisschen wie Sternchen behandeln, weil die Investoren sicherlich nicht auch wegen ihm noch ein bisschen ärmer werden wollen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!