Turnier der zweiten Garden

Weil sich Verbände und Ligen nicht einigen, wird die WM-Qualifikation der Basketballer ohne Stars ausgespielt

Die Fußballer haben es drei Mal versucht mit einer zweiten Nationalmannschaft. Mal hieß sie B-Nationalmannschaft, mal A2, mal Team 2006. Irgendwann wurden sie alle wieder eingestellt. Der Deutsche Basketball-Bund hat sein A2-Nationalteam bei den Männern noch, und nie war das Perspektivteam so wertvoll für den DBB wie jetzt. Wenn am Freitag in Chemnitz das erste WM-Qualifikationsspiel gegen Georgien ansteht, wird er nämlich auf die erste Garde fast komplett verzichten müssen. Grund ist der seit Jahren schwelende Streit zwischen dem Weltverband FIBA und der Euroleague, die den Vereinswettbewerb mit Europas besten Klubs betreibt.

Was bisher geschah: Von der FIBA veranstaltete Länderspiele und Turniere wurden nur im Sommer ausgetragen, wenn die Ligen pausieren, und die Klubs ihre Spieler leicht abstellen konnten. Der Weltverband will jetzt aber mehr Geld verdienen, denn im Sommer sind viele Fans im Urlaub und nicht in den Hallen. Außerdem wollen Sponsoren lieber übers ganze Jahr präsent sein und nicht nur für ein paar Monate. Im Jahr 2012 beschloss die FIBA also nach dem Vorbild der Fußballer ab 2017 so genannte Länderspielfenster einzuführen: im November, Februar und Juni.

Die Euroleague fand das gar nicht schön, müsste sie doch mitten in der Saison pausieren und ihre Spieler einem erhöhten Verletzungsrisiko aussetzen. Also warf sie dem FIBA-Vorhaben einige Steine in den Weg. Seit letzter Saison lässt sie alle 16 Teams in Hin- und Rückspiel gegeneinander antreten. Danach folgt das Viertelfinale im Best-of-five-Modus, und dann das Final Four. Finalist Olympiakos Piräus hatte am Ende 37 Spiele hinter sich. In der nationalen Liga Griechenlands waren es nur 34. Der Spielplan wurde so eng gestaltet, dass der FIBA kein Platz mehr dazwischen blieb.

Mit Verweis auf die NBA in Nordamerika, der die Pläne der FIBA ohnehin egal sind, verwehren auch die Klubs der Euroleague nun ihren Spielern die Freigabe. Offiziell stellte Brose Bamberg, derzeit einziger deutscher Vertreter in der Euroleague, seinen Nationalspielern die Entscheidung zwar frei, doch wenig verwunderlich wollten die drei Deutschen, ein Italiener und ein Slowene allesamt lieber in Bamberg bleiben. Auch von anderen Euroleague-Klubs ist kein Spieler bekannt, der seinem Nationalteam zur Verfügung stehen wird. Und das, obwohl die Spieler sonst immer gern betonen, welche Ehre es sei, für die Auswahlmannschaft anzutreten.

Die FIBA verkürzte zuletzt das Länderspielfenster leicht, um der Euroleague eine Anpassung zu erleichtern. Die aber fordert unbeirrt einen Qualimodus komplett im Sommer. Auch die besten Schiedsrichter, die in der Euroleague pfeifen, werden der FIBA wohl nicht zur Verfügung stehen. Der Weltverband hatte schon bei der EM auf B-Kräfte zurückgegriffen, die dann für krasse Fehlentscheidungen heftig kritisiert wurden.

Apropos B-Kräfte: Von den besten deutschen Spielern fehlen Bundestrainer Henrik Rödl bei seinem Debüt in Chemnitz nun je fünf Profis aus der NBA und der Euroleague. Bei einem normalen Basketballspiel werden selten mehr als zehn Spieler eingesetzt. Mit Dennis Schröder (Atlanta Hawks) und Maodo Lo (Bamberg) fällt das EM-Spielmacherduo komplett aus. Georgien wird wohl nur auf drei Spieler verzichten müssen, mit Sasa Patschulia und Tornike Schengelia aber auf eines der besten langen Duos unter dem Korb. Bei der EM besiegte Deutschland Georgien mit 67:57. Beste Werfer waren Schröder (23 Punkte), Patschulia (14) und Schengelia (12). Hohe Qualität wird die FIBA in ihrem Wettbewerb nun nicht liefern können. »Sinnfrei«, nennt DBB-Kapitän Robin Benzing die Situation.

Bundestrainer Rödl versucht, all dem Positives abzugewinnen. Was bleibt ihm sonst auch übrig? Er könne den Kader in den Partien gegen Georgien und Österreich (Montag) erweitern und neue Spieler ausprobieren, sagt er: »Ausprobieren natürlich in Anführungsstrichen, da wir gleich in den Pflichtspielen unbedingt gewinnen wollen.«

Eigentlich hätte Rödl die Chance auf eine rosige Zukunft. Noch nie spielten so viele Deutsche in der NBA. Noch nie hatte ein Bundestrainer so viele talentierte Spieler zur Verfügung - eigentlich, denn kaum einer ist in Chemnitz dabei. Bei der EM hatte die junge Nationalmannschaft nach guten Leistungen noch frohlockt, doch jetzt ist die WM-Qualifikation keineswegs sicher. Wird sie verpasst, ist auch die Chance auf eine Olympiateilnahme 2020 verschwindend gering. Eine starke Generation könnte womöglich nie zum Zug kommen.

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