Scharfer Schuss bei Torgelow

Dank Wladimir Putin steigt das Selbstwertgefühl deutscher Soldaten

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Platzpatronen, wie peinlich! Jahrelang litten die Soldaten der Panzergrenadierbrigade 41 unter Minderwertigkeitsgefühlen. 2011 war ihr Truppenübungsplatz »Jägerbrück« in Vorpommern zu einem Standortübungsplatz herabgestuft worden. Das bedeutete, nur noch in der Gegend stationierte Soldaten durften mit Hurra-Gebrüll über die 10 000 Hektar Heideland rennen, robben, raufen. Richtig schießen war verboten. Allenfalls mit Imitationsmitteln durften die Übenden den gedachten Feind erschrecken.

Wie stehe man denn da, hatte Brigadekommandeur Oliver Kohl der Verteidigungsministerin geklagt - bei den polnischen Partnern könnten seine Soldaten ohne Einschränkungen üben. Was auch häufiger vorkommt, denn die Armeen beider Länder haben sich gegenseitig Bataillone unterstellt. Doch wenn die östlichen Verbündeten zum Gegenbesuch kämen, müsse man in andere Bundesländern fahren, um zu ballern.

Das Klagelied sang der Brigadegeneral vor gut einem Jahr. Doch da hatte Ursula von der Leyen (CDU) bereits der Heeresbitte nachgegeben. Nicht wegen der angeblichen Peinlichkeit. Grund sei vielmehr der russische Präsident Wladimir Putin. Der habe die Krim besetzt, mische in der Ostukraine mit und habe sein Land insgesamt zu einer Bedrohung für die NATO werden lassen.

Und dagegen kommt nun - nebst zahlreichen anderen beschlossenen und zum Teil umgesetzten Maßnahmen zur Stärkung der Bundeswehr - »Jägerbrück« bei Torgelow ins Spiel. In dieser Woche gab es einen Appell. Auf dem wurde aus dem gebremsten Gefechtsacker wieder das, was das Areal war: ein Truppenübungsplatz. Auf dem auch mit schweren Waffen scharf geschossen werden kann. Schon in der DDR war das Areal zwischen Torgelow, Eggesin und Rieth einer der größten Militärübungsplätze. Ganze Generationen von Kasernierten Volkspolizisten und NVA-Soldaten übten hier, Frieden und Sozialismus zu schützen. Und das war weithin hörbar.

Die Umwidmung der Umwidmung ist bundesweit einzigartig. Im August vergangenen Jahres hatte von der Leyen begründet, warum die Wahl auf Torgelow gefallen ist: Hier sei die Bundeswehr »willkommen und habe den Rückhalt in der Bevölkerung«. Das liegt vermutlich auch daran, dass man in den vergangenen Jahren viele Millionen Euro in die Aufrüstung der strukturschwachen Region investierte. Mit der Indienststellung des Truppenübungsplatzes werden 90 zivile Mitarbeiter für Feuerwehr und Unterhaltung des Platzes eingestellt.

In Ostdeutschland gibt es nur vier ähnlich nutzbare Truppenübungsplätze - einen in der sächsischen Oberlausitz und drei in Sachsen-Anhalt. »Jägerbrück« biete »allerbeste Voraussetzungen für die verschiedenen Einheiten der Bundeswehr und ihrer Partner«, so Generalleutnant Peter Bohrer. Der stellvertretende Chef der Streitkräftebasis, auf die derzeit gerade neue, gewaltige logistische Aufgaben zukommen, erinnerte daran, dass Deutschland ein Transitland für die Verlegung alliierter Großverbände sei.

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